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- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
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St. Paul. Benediktinerstift im Lavanttal, 18 km südlich von Wolfsberg, erreichbar mit der Jauntalbahn.Wo sich heute an der Mündung des Granitzbaches auf beherrschendem Felshügel über dem Lavanttal das Stift erhebt, stand einstmals die Burg Lavant. Ihr Besitzer, Graf Engelbert I. von Sponheim, widmete sie 1091 zu einem Kloster und berief Mönche aus dem berühmten schwäbischen Kloster Hirsau in seine Stiftung. Deren erste Kirche wich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts dem heute noch bestehenden Kirchenbau. Im 17. Jahrhundert begann der Neubau des Klosters, konnte aber nicht zu Ende geführt werden. St. Paul leistete viel für die kulturelle Erschließung des Lavanttales, sein Einfluß blieb aber auf einen relativ engen Umkreis beschränkt. Im Jahre 1782 ließ Kaiser Joseph II. das Stift aufheben, seine bewegliche Habe ging verloren, der Verfall der Gebäude schien unausbleiblich. Das Schicksal wollte es aber anders: St. Paul sollte seine größte Bedeutung erst erreichen.Die weltbekannte, im 10. Jahrhundert gegründete Fürstabtei St. Blasien im Schwarzwald verfiel 1807 der Aufhebung. Da sie bis 1805 zu Vorderösterreich gehört und sich steter Förderung durch die Habsburger erfreut hatte (viele frühe Mitglieder der Familie waren in St. Blasien begraben), wandten sich die Mönche in alter Anhänglichkeit an Kaiser Franz mit der Bitte um Aufnahme. Da St. Blasien eines der wichtigsten wissenschaftlichen Zentren im Reiche gewesen war und über zahlreiche Gelehrte und Schulmänner verfügte, erfüllte die österreichische Regierung diese Bitte sehr gerne. Es wurde ihnen das aufgehobene Kollegiatstift Spital am Pyhrn mit der Verpflichtung zugewiesen, für die neugegründeten Lehranstalten in Klagenfurt (Gymnasium, Lyzeum und theologische Hochschule) die Professoren zu stellen. Da die Entfernung zwischen diesen beiden Orten zu groß war, zog der Konvent 1809 endgültig nach St. Paul, renovierte dessen verwahrloste Gebäude und erfüllte sie mit klösterlichem Leben. Da das zusammengeschmolzene Stiftungsgut von St. Paul für die Finanzierung der vielfältigen neuen Aufgaben nicht ausreichte, wurden dem Kloster nun auch die Besitzungen der aufgehobenen Stifte Eberndorf und Maria Wörth einverleibt.In der Folge haben sich die Mönche von St. Paul unschätzbare Verdienste um das Schulwesen und um die Heimatkunde von Kärnten erworben. Da aber der Unterricht in der ständig anwachsenden Landeshauptstadt allmählich über die Kräfte des Klosters ging, zog es sich von dort zurück und errichtete statt dessen 1897 in St. Paul ein großes Stiftsgymnasium mit eigenem Gebäude, dazu ein weitläufiges Konvikt.Heute betreut das Stift 5 Pfarreien. Seine Laienbrüder, die entsprechende Berufsausbildung mit Meisterprüfung besitzen, leiten Mühle, Handelsgärtnerei und Sägewerk. Den Lebensunterhalt bezieht St. Paul neben diesen Betrieben aus Land- und Forstwirtschaft. Die Hauptaufgabe des Konvents bildet aber das berühmte Gymnasium. Mit fast 700 Schülern ist es nicht nur das größte Stiftsgymnasium, sondern überhaupt eine der größten höheren Schulen in Österreich. Es ist auch für Mädchen zugänglich, während das große Konvikt mit über 300 Plätzen Knaben vorbehalten ist. Daneben wird im Stiftsgebäude ein Juvenat geführt, welches den Nachwuchs für das Kloster heranbilden soll. Dem Gymnasium und dem Konvikt widmen die Patres ihre ganze Arbeitskraft, und auch große finanzielle Opfer bringt das Stift für diese Aufgabe.
In echt benediktinischem Geiste hat sich St. Paul ganz in den Dienst der Erziehung und Volksbildung gestellt. Im Jahre 1807 fanden sich in St. Paul die beiden berühmten Historiker des Stiftes St. Blasien im Schwarzwald - P. Trudpert Neugart und P. Ambros Eichhorn - ein, von denen sich je eine Handschrift in der Sammlung des StA. findet. Es sind dies Böhm 97, eine Widmung Neugarts an Kaiser Franz II., wohl im Wege der Staatskanzlei ins Archiv gelangt; und Böhm 519, eine kurze Arbeit von P. Eichhorn, über deren Erwerbung sich nichts sagen läßt. Im Zusammenhang entweder mit einem dieser beiden Bände oder - wahrscheinlicher - mit der Hormayr´schen Aktion zur Sammlung der Klosterurkunden steht wohl der Band Suppl. 782, enthaltend Abschriften saec. 18 einer Reihe von Urkunden für St. Blasien aus den Jahren 1290-1738.Zwischen 1783 und 1786 kamen die Urkunden der Benediktiner zu St. Paul an die Hofbibliothek, wo man sie von 1786-1790 gemeinsam mit vielen anderen Urkundenarchiven inventarisierte. 1811 gelangten sie an das StA.Zwischen 1811 und 1813 wurden im StA. 7 Stück Abschriften (1170-1260) aus dem Stiftsarchiv St. Paul angefertigt.
Paul Kletler: Die Urkundenabteilung, Fritz Antonius: Die Handschriftenabteilung bzw. Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 126, 225 und 351.
Floridus Röhrig: Alte Stifte in Österreich. Band II: Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg. Wien, München: 1967, S. 28f.
HHStA, Repertorium XIV/1, XIV/2Urkundenbuch des Benedictiner-Stiftes St. Paul in Kärnten, hrsg. von Beda Schroll (=Fra II/39, Wien 1876)