- Vorwort
Im Zuge der 2018 begonnenen systematischen Erschließung der Bestände des Stadtarchivs Schorndorf erfolgte im Jahre 2021 die vorliegende Neuregestierung der dortigen Urkunden. Demnach umfasst der Bestand derzeit 152 Stücke. Zur groben Charakterisierung des Urkundenfonds kann man folgende Merkmale anführen: Alle Urkunden sind deutschsprachig, es gibt kein in Latein abgefasstes Stück. Was den Beschreibstoff anbelangt, finden sich 121 Pergament- und 31 Papierurkunden; die früheste Papierurkunde datiert von 1492. Knapp zwei Drittel der Stücke stammen aus dem Verwaltungskontext des Spitals zum Heiligen Geist, der überwiegende Rest ist städtischer Provenienz. Die zeitliche Verteilung der Überlieferung nimmt sich folgendermaßen aus: Zweite Hälfte 14. Jahrhundert (3) – die älteste Urkunde datiert aus dem Jahre 1368 –, erste Hälfte 15. Jahrhundert (11), zweite Hälfte 15. Jahrhundert (29), erste Hälfte 16. Jahrhundert (51), zweite Hälfte 16. Jahrhundert (35), erste Hälfte 17. Jahrhundert (12), zweite Hälfte 17. Jahrhundert (2), erste Hälfte 18. Jahrhundert (8), zweite Hälfte 18. Jahrhundert (1) – das jüngste Stück stammt aus dem Jahre 1773. Es erweist sich also ein deutlicher Überlieferungsschwerpunkt für die Zeit von Mitte des 15. bis Ende des 16. Jahrhunderts.
Wenngleich beachtliche 91 % der auf uns gekommenen Stücke aus der Zeit von vor 1634 stammen, so muss man auch im Bereich der urkundlichen Überlieferung von Verlusten durch die verheerende Brandkatastrophe dieses Jahres ausgehen, bei der nahezu die gesamte historische Überlieferung Schorndorfs vernichtet wurde. Auch für die folgenden Jahrhunderte lassen sich teils umfangreiche Verluste auch von Urkunden namhaft machen. Angesichts teils komplexer Schadensbilder an verschiedenen Schorndorfer Archivalien darf man in diesem Zusammenhang davon ausgehen, dass zahlreiche Dokumente auch Opfer ihrer unsachgemäßen Lagerung, von Feuchtigkeit der Lagerstätten und Schimmel wurden. Der vorliegende Urkundenbestand legt hiervon ein beredtes Zeugnis ab: Im Grunde gibt es hier nur wenige Stücke, die in einem altersentsprechend guten Zustand erhalten sind. Bei einigen Urkunden ist der aus den Beschädigungen resultierende Text- und damit irreversible Informationsverlust erheblich. 63 Stücke wurden in den 1980er und 1990er Jahren restauriert.
Im Vergleich zum Gesamtumfang des Urkundenbestands überproportional gut dokumentiert ist mit 23 Urkunden der sogenannte Gulenzehnt, der zu den wichtigen wirtschaftlichen Ressourcen des Schorndorfer Heiliggeistspitals gehörte. Einen weiteren Überlieferungsschwerpunkt bilden die 23 Urkunden zu den beiden Höfen des Heiliggeistspitals in Möglingen bei Ludwigsburg, die als dessen einträglichster Besitz außerhalb Schorndorfs gelten. Im Urkundenbestand des Schorndorfer Stadtarchivs befinden sich ferner 21 makulierte Urkunden, die aus Amtsbüchern herausgelöst wurden. Die aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum frühen 17. Jahrhundert stammenden Pergamenturkunden wurden zeitnah vorrangig in Bürgermeister- und Spitalrechnungsbänden der 1620er bis 1650er Jahre als Einbandmaterial verarbeitet.
Literatur: Harald Winkel: Die Urkunden des Stadtarchivs Schorndorf, in: Heimatblätter. Jahrbuch für Schorndorf und Umgebung 32 (2019/2020), S. 21-39.