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Collection: Waldhausen, ehem. Augustiner-Chorherren (1147-1826)

1. Stiftsgeschichte

2. Bestandsgeschichte

3. Editionen/Regestenwerke

4. Editionskritik



OÖLA Linz, Homepage



Vorbemerkung

Für nähere Informationen bzw. Benützung der Archivbestände kontaktieren Sie bitte:
Dr. Klaus Rumpler
Oberösterreichisches Landesarchiv
Anzengruberstraße 19
A-4020 Linz, Tel.: +43 732 7720-146 01, Email: landesarchiv@ooe.gv.at



1. Stiftsgeschichte

Die Gründung des Augustiner Chorherrenstiftes Waldhausen erfolgte im Jahr 1147 durch Otto von Machland. Als Sitz bestimmte er seine Burg Säbnich, wo die ersten Chorherren, die aus Wettenhausen in Schwaben gekommen waren, das geistliche Leben aufnahmen. Nach dem Tod Ottos 1148 gingen die Vogteirechte an seinen Bruder Walchun über.
Unter Propst Selker (1151-1162) gründeten die Säbnicher Chorherren in der Nähe ein zweites Kloster mit dem Namen Silvia Domus, Waldhausen. Einige Zeit existierten zwei Konvente nebeneinander, 1161 zog der letzte Konventuale von Säbnich nach Waldhausen und die ältere Niederlassung wurde aufgelöst. Die Besitzungen und Rechte von Säbnich wurden nach Waldhausen übernommen. Um das Jahr 1190 ist dort auch ein Frauenkonvent bezeugt.
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde das Stift von regionalen Adeligen bestiftet und erfuhr in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts besondere Zuwendung durch Herzog Albrecht II., der den Konventualen das Recht verlieh, auf den vorbeifahrenden Donauschiffen Almosen zu sammeln. Der Chorherr Konrad von Waldhausen (um 1325-1369) hatte enge Beziehungen zu Hof und Schule bei St. Stephan, wirkte als Reformprediger vor allem in Prag und gilt als einer der bedeutendsten Vorläufer des Jan Hus.
Seit 1359 hatten die Waldhausener Chorherren die niedere Gerichtsbarkeit inne, ab 1592 auch die hohe.
In der Zeit der Hussitenkriege wurde das Stiftsgebäude fast vollständig zerstört; erst unter Propst Martin Leystenfreund (1443-1457), der die Einrichtung der Bibliothek vorantrieb, konnte sich der Konvent wieder konsolidieren.
Ein Visitationsbericht von 1561 veranschaulicht die sowohl wirtschaftlich als auch religiös schlechte Lage des Stiftes in Folge der Reformationszeit. Allerdings scheint sich die Situation in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wieder gebessert zu haben.
Der barocke Neubau des Stiftsareals fand in der Regierungszeit des Propstes Laurenz Voss (1647-1680) statt. Die Einweihung des Kirchenbaus erfolgte aber erst 1693. Die aufwendigen Bauarbeiten führten jedoch zur Verschuldung des Chorherrenstiftes. Nach dem Tod von Propst Augustin Ochs von Sonnau (1684-1721), der trotz der bereits prekären finanziellen Lage die Barockisierung weiter vorantrieb, war der wirtschaftliche Ruin der Chorherrengemeinschaft unaufhaltsam und führte letztendlich zur Aufhebung des Augustiner Chorherrenstiftes am 22. Februar 1792. Zum Zeitpunkt der Aufhebung gehörten 15 inkorporierte Pfarren zum Stift: Waldhausen, Dimbach, St. Georgen am Wald, Königswiesen, Minichdorf, St. Thomas am Blasenstein, Arbing, Mitterkirchen, Saxen, St. Nikola, Klamm, Neustadl bei Amstetten, Leobendorf, Wilfersdorf und Stetten bei Korneuburg.

Literatur:
Ilse SCHÜTZ, Waldhausen, in: Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol, hrsg. von Floridus RÖHRIG (Klosterneuburg 2005) 643-660.
Waldhausen, in: Orden, Säkularinstitute und Geistliche Gemeinschaften in der Diözese Linz. Eine historisch-topographische Dokumentation, hrsg. von Monika WÜRTHINGER und Josef HÖRMANDINGER (Linz 2005) 45-47.
Ignaz ZIBERMAYR, Das Oberösterreichische Landesarchiv in Linz. Im Bilde der Entwicklung des heimatlichen Schriftwesens und der Landesgeschichte (Linz 31950) 228-229.
Klaus RUMPLER, Stiftsarchiv Waldhausen, in: Haus der Geschichte. Die Bestände des Oberösterreichischen Landesarchivs, hrsg. vom Oberösterreichischen Landesarchiv (= MOÖLA Erg.Bd. 10, Linz 1998) 106.


2. Bestandsgeschichte

Zwei Archivverzeichnisse von 1688 und 1709 machen den Verlust an Archivalien, der in Folge der Aufhebung des Stiftes eingetreten ist, deutlich. Nach dem Verkauf des Gebäudes 1852 wurden die Stiftsakten einer Durchsicht unterzogen und landeten dann großteils in einer Papiermühle. Die Reste gelangten schließlich ins oberösterreichischen Landesarchiv, wo auch die Urkunden, die bereits 1839 ins Museum Francisco-Carolinum gekommen waren, aufbewahrt werden. Die Bestände des oberösterreichischen Landesarchivs umfassen 181 Schuber Akten, 49 Handschriften, 592 Urkunden und decken den Zeitraum von 1147 bis 1880 ab. Aus dem Spätmittelalter sind überdies zwei Kopialbücher erhalten.


3. Benützte Editionen/Regestenwerke

Oberösterreichisches Urkundenbuch 2 - 11
OÖLA, Archivverzeichnisse F 9, Stiftsarchiv Waldhausen (Linz 1961)
HHStA Wien, Repertorium XIV/1


4. Editionskritik

OÖUB
In den Statuten des am 19.11.1833 gegründeten oberösterreichischen Musealvereines, der die Sammlung, Verzeichnung, Beschreibung und Erklärung der Denkmäler der oberösterreichischen Geschichte zur Aufgabe hatte, findet sich unter Punkt 2 folgende Aufgabe: "[...] eine Sammlung von Urkunden [anzulegen], welche die Geschichte dieser Provinz im allgemeinen oder einzelner Ortschaften oder denkwürdiger Personen insbesonders betreffen, vorzüglich aber jener, welche geeignet sind, das Andenken von Stiftern und Wohlthätern zu erhalten oder das Leben und die Verfassung längstverschwundener Jahrhunderte anschaulich zu machen". Um diesem Anspruch eines territorial ausgerichteten Urkundenbuchs gerecht zu werden, wurde 1836 eine eigene Sektion des historischen Fachs zur Sammlung und Bearbeitung urkundlicher Geschichtsquellen des Landes ob der Enns eingerichtet, deren erste Aufgabe die Anlage des so genannten "Diplomatariums", einer Sammlung von Abschriften aller das Land ob der Enns betreffenden Urkunden bis 1519, war. Dies sollte bereits hinsichtlich eines zukünftigen "Codex diplomaticus Austriae super Onasum" geschehen. Der dafür zuständige Referent war ab 1837 Jodok Stülz, Chorherr in St. Florian, seine unmittelbaren Mitarbeiter Georg Weishäupl, Ferdinand Wirmsberger und Mansuet Aust. Von 1837 bis 1862 wurde das Diplomatarium erstellt, das die Originale bis 1500 erfasst, die kopiale Überlieferung aber nicht systematisch berücksichtigt.
Ab 1852 wurde das "Urkundenbuch des Landes ob der Enns" herausgegeben, wobei der erste Band die "Codices traditionum" enthält. Herausgeber war Andreas von Meiller, der für die endgültige Gestaltung verantwortlich war.
Im Vorwort zum ersten Band des Urkundenbuches werden die Editionsrichtlinien folgendermassen definiert: "Bei dieser Sammlung wurde der Grundsatz festgehalten, dass es sich zuerst und vorzüglich darum handle, einen buchstäblich getreuen Text der Urkunden wiederzugeben. Zufolge desselben wurde jedes Original, welches aufgefunden werden konnte, mit sorgfältiger Genauigkeit abgeschrieben, und dann erst der Sammlung einverleibt, nachdem [...] die Abschrift mit der Urschrift war verglichen worden. [...] Wo kein Original mehr vorhanden war, musste man zu Copialbüchern oder anderen Abschriften seine Zuflucht nehmen. Nur von der genauen Copirung der urkundlichen Unterscheidungszeichen, und der Bezeichnung der Anfänge der Zeilen glaubte man Umgang nehmen zu müssen, da der daraus entfallende Gewinn in der That doch ziemlich gering anzuschlagen ist. Auch falsche oder verdächtige Urkunden, deren Anzahl indessen jedenfalls klein ist, glaubte man nicht ausschliessen zu dürfen. Oft ist nur die Form unecht, während der Inhalt Wahres bezeugt."
Die Urkunden sind in chronologischer Reihenfolge in Volltext aufgenommen, Datum und Ort sind aufgelöst und sie verfügen über ein kurzes Kopfregest. Außerdem wird die wichtigste Literatur genannt.
1869 wurde Stülz von Pius Schmieder als Referent abgelöst, dem 1875 Johann Nepomuk Faigl und 1899 Viktor Freiherr von Handel-Mazzetti nachfolgten. 1912 wurde das Unternehmen eingestellt und das gesamte Material des Diplomatars dem Oberösterreichischen Landesarchiv übergeben, das das Urkundenbuch ab 1929 fortführte.
Im Vorwort von Erich Trinks zum zehnten Band des Urkundenbuchs (1938) geht dieser auf die Problematik des Diplomatars ein, dessen Abschriften teilweise nahezu hundert Jahre alt sind und in der Qualität naturgemäß unterschiedlich. "Eine Neuvergleichung der deutschsprachigen Urkunden, die in etwa 50 Archiven verstreut sind, wäre wegen des Aufwandes an Zeit und Kosten nicht ausführbar gewesen, hätte sich aber auch nicht gelohnt, [...] auch ist die genaue Berücksichtigung der Orthographie, besonders der Interpunktionen und phonetischen Zeichen, so wichtig sie für die sprachwissenschaftliche Forschung wäre, bei Urkundenveröffentlichungen für den allgemeinen Gebrauch nicht angebracht, weil die Fremdartigkeit des Schriftbildes [...] auf den Benützer überaus störend wirkt [...]." Nicht mehr alle Urkunden wurden volltextlich aufgenommen; bei denjenigen, die von den Herausgebern als stark formelhaft eingeschätzt wurden, "wurde [...] unter Hinweglassung aller Formeln der gegenständliche Inhalt der Urkunde mit deren eigenen Worten herausgelöst und in kurzer Form die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen hergestellt [...]." Das führt dazu, dass ein Teil der Urkunden in einer Mischform zwischen Edition und Regest dargeboten wird, die sicher nicht allen Fragestellungen gerecht wird.
1956 lagen mit dem 11. Band die Urkunden bis 1400 vor. Erst 2005 wurde vom Oberösterreichischen Landesarchiv gemeinsam mit der "Gesellschaft für Landeskunde" (früher Oberösterreichischer Musealverein) die Initiative ergriffen, um einerseits dieses Großprojekt über das Jahr 1400 hinaus weiter in die Neuzeit fortzusetzen und andererseits die bereits vorliegenden Bände kritisch zu überarbeiten und zu ergänzen. Die wesentlichen Ziele sind einerseits die Aufnahme aller urkundlichen Quellen im Bereich des heutigen Bundeslandes Oberösterreich bis in die Neuzeit in eine Datenbank und die Erstellung und Veröffentlichung zeitgemäßer Regesten und Transkriptionen, andererseits die Bereitstellung digitaler Abbildungen im Internet. Diese Zielsetzungen decken sich teilweise mit jenen des Projektes Monasterium.Net, weshalb eine intensive und für beide Seiten ertragreiche Kooperation vereinbart wurde.
Literatur:
Erich TRINKS, Das Urkundenbuch des Landes ob der Enns, in: JbOöMV 85 (= Festschrift zum hundertjährigen Bestand des oberösterreichischen Musealvereines und des Landesmuseums, Linz 1933) 587-636.

Repertorien:
Für den größten Teil der Urkunden bis zum Jahr 1399 wurden die Regesten und Transkriptionen der Bände 2-11 des Oberösterreichischen Urkundenbuchs (OÖUB) herangezogen. In den Fällen, in denen die jeweiligen Urkunden nicht anderweitig - durch Editionen oder Regestenwerke - erschlossen waren, wurde auf die Repertorien des HHStA bzw. des OÖLA zurückgegriffen. Diese archivischen Findbehelfe, die im 19. Jahrhundert handschriftlich bzw. im 20. Jahrhundert angefertigt wurden, dienten der Erschließung und leichteren Zugänglichkeit der Urkunden vor Ort und sind daher eigentlich nicht für eine Publikation vorgesehen. Die kurzen Regesten, die in den Repertorien enthalten sind, folgen dementsprechend auch nicht den allgemeinen Richtlinien, die für heutige Regestenwerke opportun sind. Der Informationsgehalt der Repertorien kann demnach sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr unterschiedlich sein und geht im Normalfall über eine oberflächliche inhaltliche Zusammenfassung nicht hinaus - was für den Zweck der Anfertigung völlig ausreichend ist.
Die Veröffentlichung der Regesten im Rahmen des MOnasteriuM-Projekts dient einer ersten Orientierungshilfe und soll ansonsten nicht erschlossenes Urkundenmaterial zumindest vorläufig und unter Berücksichtigung des Charakters der Repertorien leichter benützbar machen. Längerfristig soll die Bereitstellung der Urkunden im Netz aber zu einer tieferen und heutigen Standards entsprechenden Erschließung ihrer formalen und inhaltlichen Merkmale führen.

Kathrin Kininger