- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
- Bearbeitung
- Konkordanzliste Datum - Signatur
Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau wurde 1289 von Leutold I. von Kuenring (1243-1312), einem der bedeutendsten Vertreter des österreichischen Ministerialengeschlechts der Kuenringer, gegründet und war somit das älteste Kloster dieses Ordens in der Diözese Passau. Eine ausgeprägte religiöse Gesinnung mag Leutold I. zu dieser Stiftung ebenso veranlasst haben wie auch das Beispiel von Schwiegervater (Albero von Feldsberg) und Onkel (Heinrich IV.), der eine Gründer des Dominikanerinnenklosters Imbach, der andere des Benediktinerinnenklosters im Wald von Altmelon. In einer Urkunde vom 11. März 1289 bezeichnet sich Leutold I. als Stifter des Klarissenklosters, mit dem Bau einer Klosterkirche dürfte aber schon ein oder zwei Jahre früher begonnen worden sein: Bereits am 2. März 1289 übergibt Leutold dem auf seinem Grund erbauten Kloster das Patronat der Pfarre Dürnstein, und auch die Stiftung eines Jahrtages im Kloster durch die Gattin Hartnids von Leibentz, Margarethe, datierend mit 24. Juni 1289, legt den Schluss nahe, dass die notwendigsten baulichen Maßnahmen an Kirche und Kloster zu diesem Zeitpunkt bereits durchgeführt waren. Genanntes Patronat, mit der St. Kunigunden-Pfarrkirche als Mittelpunkt, wurde 1399 an Leutold von Maissau abgetreten, der es schließlich 1407 dem Kollegiatstift Dürnstein übergab – ein herber wirtschaftlicher Verlust für das Klarissenkloster, das nun jener, an das Patronat geknüpfter, Einkünfte und Nutzungen verlustig ging. Im Jahre 1306 wurde am Klarissenkloster Dürnstein ein Minoritenkonvent eingerichtet, einer erstmals von Papst Gregor IX. erlassenen Verordnung folgend, den Minderbrüdern die Seelsorge der Klarissen zu übertragen. Leutold I. stiftete zunächst drei Minoritenpriester zur Abhaltung des klösterlichen Gottesdienstes, einige wenige Jahre später, 1313, war die klösterliche Gemeinschaft der Minoriten vorläufig auf acht Personen angewachsen, eine positive Entwicklung, die in direktem Zusammenhang mit den Zuwendungen privater Gönner stand. Auch wenn die Quellenlage für die Folgezeit eine mehr oder weniger kontinuierliche Anwesenheit von Minoriten im Klarissenkloster zumindest bis ins Jahr 1523 erkennen lässt, genauere Angaben zum jeweiligen Personalstand sind nicht möglich.
In welchem Teil der Klosteranlage die Minoriten untergebracht waren, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, wie überhaupt hinsichtlich des architektonischen Erscheinungsbildes des gotischen Klosters nur Mutmaßungen angestellt werden können, denn was von einem wohl in schlichter Bauweise errichteten Frauenkloster blieb, sind Ruinen, heute in das Hotelgebäude Richard Löwenherz eingebunden. Die zweischiffige Klarissenkirche, spätestens 1340 fertiggestellt und ursprünglich an der Nord- und an der Südwand des Langhauses mit Fresken eines italienischen Meisters geschmückt, überstand die Stürme der Zeit unbeschadeter, wenngleich die Brandkatastrophe von 1485, verursacht durch die Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus, sowie Umbauarbeiten unter den späteren Besitzern, den Dürnsteiner Augustiner-Chorherren, massive Spuren der Zerstörung hinterließen.
Noch bevor die Klarissenkirche in der Regierungszeit des Propstes Hieronymus Übelbacher einer profanen Nutzung als Getreidespeicher zugeführt wurde, kam es zu einer tiefgreifenden optischen Veränderung dieses Bauwerks: Das hohe Kirchendach wurde durch aneinander gereihte Satteldächer ersetzt, die innerhalb der Kirchenmauern verlegt wurden – eine Maßnahme, die auch die Zerstörung des alten Gewölbes bedeutete. Doch auch schon in den letzten Jahrzehnten des Bestehens des Klarissenordens in Dürnstein waren Kirche und Kloster baulich gefährdet, damals allerdings durch Verfall – ein Zustand, der als durchaus symptomatisch für die Situation des Ordens selbst bezeichnet werden kann: Seit 1495 dürften die Nonnen Schwierigkeiten gehabt haben, Steuerzahlungen pünktlich zu leisten, bis zum Jahr 1562 waren die Schulden des Klarissenklosters beträchtlich angewachsen. 1493 hatte Maximilian I. das Kloster noch in seinen „Schutz und Schirm“ genommen und die Privilegien von Äbtissin und Konvent bestätigt, 1566 empfahl eine kaiserliche Visitationskommission unter anderem die Versetzung der letzten im Kloster verbliebenen Nonne, der Äbtissin Ursula II. Walch (1561-1571), nach Imbach und die Vereinigung des Klosters Dürnstein mit dem Frauenkloster zu Ybbs. Bevor es zu einer Entscheidung kam, verstarb Ursula II. im August oder September 1571 und setzte damit selbst einen Schlusspunkt unter die Geschichte des Klarissenklosters Dürnstein.1573 fiel das nunmehr öde Klarissenkloster an das Augustiner-Chorherrenstift in Dürnstein und ging nach dessen Aufhebung 1788 in weltlichen Besitz über.
Literatur:
Lydia GRÖBL, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289-1571 (=phil. Diss. Wien 1998)
Helga PENZ, Alte Weisheiten und neue Erkenntnisse - Neuigkeiten aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg. In: Hippolytus. Neue Folge 25 (St. Pölten 2000) 44-46.
Die Urkunden des Klarissenklosters in Dürnstein (1289-1571) bilden einen eigenen Bestand innerhalb des Archivs des Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein, welches Stift 1573 das erloschene Nonnenkloster übernahm. Nach der Aufhebung von Stift Dürnstein bzw. nach dessen Vereinigung mit Herzogenburg (1788) gelangte das Dürnsteiner Archiv ins Stiftsarchiv Herzogenburg.Die historiographische Bearbeitung der Urkunden des Klarissenklosters erfolgte durch den Herzogenburger Chorherren Wilhelm Bielsky (gest. 1866). In den Jahren 1932/33 wurde das Stiftsarchiv von Hans Krupicka, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, neugeordnet und eine Zettelkartei angelegt, die auch diese „Urkundenreihe“ erfasste. In den Jahren 1999-2001 wurden die Bestände des Archivs von Helga Penz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Stiftsarchiv Herzogenburg, in die Datenbank des Stiftsarchivs aufgenommen. Dabei wurden die Regesten unter Heranziehung der Disseration von Lydia Gröbl über das Dürnsteiner Klarissenkloster (1998) überarbeitet. Ein weiterer kleiner Bestand an Urkunden aus dem Klarissenkloster gelangte auf unbekanntem Weg ins Pfarrarchiv Loiben und von diesem schließlich ins Diözesanarchiv St. Pölten (Pfarrarchiv Loiben). Eine Edition der Urkunden des Klarissenklosters Dürnstein liegt noch nicht vor, wäre jedoch ein wichtiges Desiderat der niederösterreichischen Landesgeschichte. In den Jahren 1999-2001 wurden die bereits im Stiftsarchiv vorhandenen aber veralteten Regesten von Mag. Penz einer eingehenden Überarbeitung unterzogen, unter Heranziehung aktuellster Forschungsergebnisse, die 1998 von Lydia Gröbl in ihrer Dissertation vorgestellt worden waren. (Lydia Gröbl, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289–1571, Diss. 1998). Die neuen Regesten vermitteln nun eine zum Teil sehr genaue Vorstellung vom Inhalt der jeweiligen Urkunde und sparen nicht mit Detailangaben. Sie garantieren nicht nur die Auffindbarkeit von Urkunden, ob nun im Stiftsarchiv selbst oder in der MOM Datenbank, sondern stellen auch eine Orientierungshilfe für all jene dar, die mit der Recherche ganz bestimmter Informationen befasst sind.
Dr. Angelika Kölbl (Indizierung, Einleitung)
Mag. Helga Penz (Stiftsarchiv Herzogenburg), Email: (Datenbankerstellung)
http://documents.icar-us.eu/documents/2015/10/konkordanz-datum-signatur-herzogenburg.doc