- Geschichte
- Bestandsgeschichte
- Forschungsstand
Keimzelle des Klosters und späteren Stiftes St. Alban auf dem gleichnamigen Berg im südlichen Vorfeld der Stadt Mainz war eine Coemeterialbasilika über dem Grab des Priesters Alban, der Ende Dezember 406 in Mainz das Martyrium erlitten hatte, und eine sich dort ansiedelnde Klerikergemeinschaft. Unter Erzbischof Richulf (787 – 813) wurde dann Ende des 8. Jahrhunderts auf dem Albansberg eine große Kirchenanlage, die am 1. Dezember 805 geweiht werden konnte, und ein Benediktinerkloster errichtet.
Nach der Zerstörung durch die Mainzer Bürgerschaft im Jahr 1329 machte der Wiederaufbau nur langsame Fortschritte. 1419 erfolgte dann die Umwandlung in ein ritterliches Kanonikerstift.
Am 23. August 1552 ließ Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg – Kulmbach Stiftskirche und –gebäude zerstören. Die Stiftskanoniker verlegten ihre Wohnsitze nun in Höfe innerhalb der Stadtmauern und auch der Chordienst wurde in einer Kirche in der Stadt abgehalten, während die Reste der Stiftsgebäude auf dem Albansberg allmählich verfielen oder abgetragen wurden. Von dem ehemaligen Kloster und Stift haben sich daher im heutigen Stadtbild von Mainz keinerlei Spuren mehr erhalten.
Das ehemalige Stiftsarchiv wurde am Ende des 18. Jahrhunderts vor den Franzosen nach Aschaffenburg geflüchtet und fiel 1814 mit dem Fürstentum Aschaffenburg an das Königreich Bayern. Zum genauen Hergang sei hier auf die Darstellung bei Schmid, St. Alban, S. 13ff. verwiesen.
Der vorliegende Fonds „St. Alban, Urkunden“ umfasst die noch erhaltenen Urkunden aus dem ehemaligen Archiv des Stiftes St. Alban. Diese Urkunden kamen zunächst von Aschaffenburg nach Würzburg. Sie wurden dort in 67 Faszikel in chronologischer Reihenfolge geordnet. Dazu wurde ein sogenannter „Conspect“ erstellt. Er enthält für jeden Faszikel die Anzahl der darin verwahrten Urkunden sowie die Laufzeit. Eine weitere Verzeichnung bzw. die Erstellung eines brauchbaren Repertoriums erfolgte aber nicht. Lediglich von Stücken vor 1401, es dürfte sich dabei um die Faszikel 1 – 7 gehandelt haben, die an das Reichsarchiv in München abgegeben werden mussten, fertigte der Archivar Seidner Regesten an. Schon anhand dieser Regesten wird deutlich, dass die einzelnen Faszikel keineswegs nur Urkunden aus dem ehemaligen Stiftsarchiv enthielten. Die Mehrzahl der Urkunden stammt vielmehr aus dem erzbischöflichen oder domstiftischen Archiv.
Die Urkunden vor 1401 wurden in München in den großen Bestand der „Mainzer Urkunden“ eingegliedert und kamen erst 1993 mit den anderen Mainzer Urkunden vor 1401 wieder nach Würzburg zurück. Für das vorliegende Repertorium wurden die Urkunden, die mit Sicherheit oder doch mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem ehemaligen Archiv des Stiftes St. Alban stammen, aus mehreren größeren Beständen herausgezogen und neu verzeichnet. Als wichtiges Hilfsmittel für die Durchsicht des Bestandes der „Mainzer Urkunden“, also der Urkunden vor 1401, die bis 1993 im Hauptstaatsarchiv in München verwahrt wurden, dienen die von dem Münchner Archivar Eheberg angelegten Regestenzettel. Zwar gibt es innerhalb der Mainzer Urkunden eine eigene Gruppe „Stift St. Alban“, die die Nummern 5017 – 5766 umfasst. Es ist allerdings unklar, nach welchen Gesichtspunkten diese angelegt wurde. Ein Großteil der hier verzeichneten Urkunden hat nämlich mit St. Alban nicht das Geringste zu tun und stammt auch nicht aus dem ehemaligen Stiftsarchiv. Dagegen konnten mehrere Urkunden aus dem Stiftsarchiv in der Gruppe „Mainz – Domkapitel“ ermittelt werden. Insgesamt wurden 176 Urkunden aus dem Bestand „Mainzer Urkunden“ herausgezogen und in den neuen Bestand „Mainz, St. Alban Urkunden“ überführt. Die Masse der Urkunden nach 1401 –nach dem „Conspect“ handelte es sich um die Faszikel 8 – 67-lag in Würzburg bisher in dem Bestand „Urkunden Stift St. Alban“.
Die Faszikeleinteilung wurde nach dem zweiten Weltkrieg unter Beibehaltung der chronologischen Ordnung aufgehoben. Nun verzeichnet allerdings der „Conspect“ eine sehr viel größere Anzahl von Urkunden, als zum gegenwärtigen Zeitpunkt dort noch vorhanden waren. Ob es sich hierbei um Kriegsverluste handelte, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. In den Akten der Altregistratur des Staatsarchivs Würzburg über die Auslagerung der Archivbestände im zweiten Weltkrieg ist zwar noch von einer Auslagerung von Urkunden des Stifts St. Alban im Jahr 1945 nach Schloss Wässerndorf die Rede, doch gibt es von dieser Aktion keine Listen der betroffenen Archivalien. Sicher ist lediglich, dass die in den Faszikeln 1 – 24 verwahrten Urkunden von 1138 bis 1599 in Oberschwappach und Rimpar ausgelagert waren und dort den Krieg ohne Schäden überstanden haben. Möglich wäre aber auch, dass schon früher Stücke, die gar nichts mit St. Alban zu tun hatten, aus dem Bestand herausgezogen und in andere Bestände eingegliedert worden sind. Eine Provenienzanalyse führte nämlich zu dem Ergebnis, dass ein Großteil der in dem Bestand „Urkunden Stift St. Alban“ bisher verwahrten Urkunden tatsächlich aus dem ehemaligen Stiftsarchiv stammt. Der Bestand wurde daher aufgelöst und die Urkunden bis auf wenige Ausnahmen, die eindeutig einer anderen Provenienz zugeordnet werden konnten, in den neu gebildeten Bestand „Mainz, St. Alban Urkunden“ überführt. Zu diesem neu gebildeten Bestand kamen dann noch eine Anzahl Urkunden aus anderen Mainzer Beständen, die alle eindeutig oder doch mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem ehemaligen Stiftsarchiv stammten: 20 Urkunden aus dem Bestand „Mainz, Domkapitel Urkunden“, 66 Urkunden aus dem Bestand „Mainzer neuregestierte Urkunden“ sowie 1 Urkunde aus dem Bestand „Stift St. Ferrutius Urkunden“. Aus dem Bestand „Mainzer Regierungsakten XIII: Akten des Ritterstifts St. Alban“ (Rep. 57 / II, S. 199ff.) wurden die Pergamenturkunden herausgezogen und zu den Urkunden transferiert. Insgesamt umfasst der neu gebildete Fonds „Mainz, St. Alban Urkunden“ derzeit 620 Urkunden. Diese werden in dem vorliegenden Repertorium mit kurzen Inhaltsangaben und jeweils zwei ausführlichen Registern, die die vorkommenden Orte und Personen auflisten, erschlossen. Der Erhaltungszustand der Urkunden lässt gelegentlich sehr zu wünschen übrig. Bei dem Versuch, die Mainzer Urkunden vor den heranrückenden französischen Heeren auf dem Main in Sicherheit zu bringen, fielen mehrere Kisten, die auf dem Deck des Schiffes gestapelt waren, in den Fluss. Zwar wurden sie später wieder angelandet, doch ist der Kontakt mit dem Mainwasser den geretteten Urkunden nicht gut bekommen. Sie sind heute wenn überhaupt nur noch mit Quarzlampe zu lesen. Allerdings hat der rührige Stiftsarchivar Johann Tobias Jagemann Ende des 18. Jahrhunderts von vielen Stiftsurkunden Abschriften angelegt, die zwar nicht fehlerfrei sind, aus denen man aber doch zumindest den Inhalt der nicht mehr oder nur noch eingeschränkt lesbaren Stücke rekonstruieren kann. Auch Kriegsverluste sind zu beklagen. So sind mehrere Urkunden, die dem Bestand „Mainz, Domkapitel Urkunden“ zugeordnet waren, aber wohl aus dem Stiftsarchiv stammten, in Wässerndorf verbrannt.
Urkunden, die das Kloster bzw. Stift St. Alban betreffen, liegen außerdem im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt in den Abteilungen A 1: Urkunden der ehemaligen Provinz Starkenburg, A 2: Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen und A 3: Urkunden der ehemaligen Provinz Oberhessen (vgl. Die Bestände des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, hg. v. Friedrich Battenberg (=Darmstädter Archivschriften 12), Darmstadt 1997, S. 52, 54, 57). Außerdem im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 46: Mainz, St. Alban, Chorherrenstift (12 Urkunden von 1412 – 1693) (vgl. Übersicht über die Bestände des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, Wiesbaden 1970, S. 26).
Zum Abschluss sei noch kurz auf den Forschungsstand zum Thema „Kloster / Stift St. Alban“ hingewiesen.
Grundlegend für die Klosterzeit ist die Arbeit von Reinhard Schmid, Die Abtei St. Alban im hohen und späten Mittelalter. Geschichte, Verfassung und Besitz eines Klosters im Spannungsfeld zwischen Erzbischof, Stadt, Kurie und Reich (=Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 30), Mainz 1996. Hierin finden sich u. a. eine ausführliche Darstellung der Geschichte der klösterlichen Überlieferung, eine Liste der Äbte und ein Besitzkatalog, der auch noch für die Stiftszeit Hinweise liefert.
Zur Geschichte der urkundlichen Überlieferung des Klosters bis zum Jahr 1200 ist die Arbeit von Peter Acht, Probleme der Mainzer Urkundenforschung. Überlieferung und Fälschung im Kloster St. Alban vor Mainz, in: Archivalische Zeitschrift 55, 1959, S. 51 – 116 grundlegend. Hier finden sich Kurzregesten zu den Urkunden bis 1200 mit Hinweisen zur Überlieferung sowie eine Beschreibung der kopialen Quellen aus der Kloster- und Stiftszeit. Für die Stiftszeit gibt es keine Untersuchungen.