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- Mittelalterliche Schriftgutüberlieferung
Das Regensburger Bürgerspital St. Katharina entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Gemeinschaftsprojekt von Bischof, Domkapitel und Bürgern am Nordende der Steinernen Brücke, ging aus der Fusion des Domspitals mit dem Brückenhospital hervor. Eine Spitalbruderschaft verwaltete das Hospital unter der Aufsicht von vier Klerikern und vier Laien. Bischof Konrad IV. schuf um 1213 die politischen und finanziellen Voraussetzungen zur Fusion der beiden Spitalanlagen, zog die städtischen Bruderschaften zur Finanzierung heran und stiftete selbst 7000 Pfund Pfennig. Die Herrschafts- und Vogteirechte über das Spital lagen zunächst bei dem bischöflichem Stadtherrn und seinem Domkapitel, jedoch erlangten die Bürger bereits unter Konrad IV. eingeschränkte Vogteirechte. Eingeschränkt deshalb, da die bürgerlichen Vogteirechte (ius contradicendi) erst bei Gefährdung der bischöflich-stadtherrlichen Rechte griffen; ein Passus der angesichts der damaligen politischen Verhältnisse nur gegen den bayerischen Herzog gerichtet sein konnte. Die Umbenennung des Johannes- in Katharinenspital (1238) fand vermutlich zu Ehren Bischof Konrads IV. statt, der in der Katharinenkapelle des Doms bestattet war.
Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die Machtverhältnisse in Regensburg zugunsten der Bürger neu geordnet. Im Jahre 1245 verlieh Kaiser Friedrich II. den Bürgern von Regensburg das Recht Bürgermeister und Rat zu wählen. Es entstand die Reichsstadt Regensburg. Bischof Albert I. griff von seinem Exil in Donaustauf in den Kampf um die Stadtherrschaft ein und legte das Spital mit dem benachbarten Chorherrenstift St. Mang zusammen. Die Union scheiterte, der Propst wurde abgesetzt und der Fortbestand des Chorherrenstifts durch Bischof, Herzog und Papst garantiert. Mit Hilfe der Vogteirechte von St. Mang bauten die Wittelsbacher ihre Landeshoheit am Nordufer der Donau aus. Hingegen blieben die Hoheitsrechte über das auf der gleichen Donauseite gelegene Katharinenspital bis zum Ende des Alten Reichs zwischen der Reichsstadt und Bayern strittig und beschäftigten seit der Reformationszeit die obersten Reichsgerichte. Vergeblich forderte Kaiser Karl V. 1545 die Rückgängigmachung der Religionsänderung im Katharinenspital. Erst mit dem städtischen Vorschlagsrecht auf erledigte weltliche Spitalratsstellen (1571) erlangte der Konfessionswechsel eine vorsichtige Anerkennung. Politische Rücksichten verhinderten in den folgenden Jahrzehnten die Rekatholisierung des Spital, die in den Jahren1628/1630 dennoch durchgeführt wurde. Jedoch blieb der Rekatholisierung kein langer Erfolg beschieden, denn das Spital wurde 1633 zerstört, und der Westfälische Friede forderte den Wiederaufbau als paritätische Anstalt, die das Katharinenspital bis 1891 blieb.
Das Katharinenspital erfüllte Aufgaben als Armenkrankenhaus und Herberge, wandelte sich im 15. Jahrhundert zunehmend zu einer Pfründneranstalt. Im Mittelalter schwankten die Belegzahlen zwischen 90 und 150 Personen, einzelne Quellen sprechen im 14. Jahrhundert von einer Mortalitätsrate von 350 und mehr Personen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Katharinenspital als Altenheim fortgeführt und versorgte bis zu 120 Personen: 60 wirkliche Pfründner mit Unterkunft und Verpflegung im Spital und 60 trockene Pfründner mit Brot- und Bierdeputat in der Stadt. Trotz Kriegszerstörungen (1633, 1809) blieb der bauliche Gesamteindruck der mittelalterlichen Spitalanlage gewahrt. Der ehemalige Infirmeriebau und die Spitalkirche reichen in das 13. Jahrhundert zurück. Und hinter der eigenartig hexagonalen Architekturform der Spitalkirche verbirgt sich das Mausoleum des Patriziers Heinrich Zant.
Das Archiv des St. Katharinenspitals in Regensburg bildet seiner Genese nach einen kommunalen Teilbestand und blieb bis zum heutigen Tag im Eigentum der gleichnamigen Stiftung. Seiner Rechtsform nach ist das St. Katharinenspital eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts und untersteht der Aufsicht der Regierung der Oberpfalz. Von alters her bilden die Mitglieder des Spitalrats und der Spitalmeister die verantwortlichen Stiftungsorgane. Mit 5000 Urkunden, 4500 Bänden, Tausenden von Akten, Sammlungsgut und Kunstgegenständen reicht das Archiv, beginnend mit einzelnen Textfragmenten, bis ins 9. Jahrhundert zurück. Mit der Verwaltung neuerer Akten und digitaler Unterlagen übernimmt es zudem Aufgaben im Bereich records management und Langzeitarchivierung.
Von überregionaler Bedeutung ist der Altbestand des Spitalarchivs, der sich auf die gesamte Oberpfalz und die angrenzenden Gebiete Niederbayerns und Oberbayerns bezieht. In Kriegs- und Krisenzeiten wurde das Archivgut an sichere Standorte gebracht, etwa zu Zeiten der Bauernunruhen 1525, im Dreißigjährigen Krieg und letztmals im Zweiten Weltkrieg.
Die Archivierung der Rechts- und Verwaltungsdokumente des Spitals lässt sich über die Nennung von Urkundentruhen, Archivgewölben und Archivschränken bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Urkundenarchiv lag im Mittelalter bei einzelnen Räten der Reichsstadt und zeitweilig im städtischen Ungeldhaus. Die Kanzlei des St. Katharinenspitals wird seit 1230 über Rechnungslegung und Urkundenproduktion greifbar. Neue Akzente in der Schriftgutverwaltung setzte nach 1412 der Spitalschreiber Ulrich Obser. In der Schreibstube sollten Amts- und Rechnungsbücher – vormals Register genannt - untergebracht werden: sunder dy vier puecher, auch dy briefpuecher und alle register sullen herinn beleiben und von nyemantz hindan nit getragen werden in dhain weis.
Die Salbücher des Ulrich Obser wurden von seinen Nachfolgern mit nachlassender Sorgfalt geführt und finden in der allmählich um 1500 einsetzenden Aktenführung des St. Katharinenspitals eine Fortsetzung. Diese Aktenregistratur war nach Sach- und Ortsbetreffen aufgebaut und folgte den tradierten Verwaltungsstrukturen. Ein Teil des mittelalterlichen Schriftverkehrs wurde nur begrenzte Zeit aufbewahrt. Es handelt sich um Briefe, Quittungen, Notizen, Teilrechnungen, von denen einige – mehr oder minder zufällig – in den Rechnungsbüchern überliefert sind.
Am 4. Juli 1538 gaben Domkapitel und Stadtrat von Regensburg ein Urkundenrepertorium in Auftrag. Demnach war der Urkundenbestand auf zwei Schränke verteilt. Wiederholte Revisionen des Urkundenbestandes datieren in die Jahre 1745, 1811, 1867 und 1898. Zum Urkundenfonds des St. Katharinenspitals gehören nachweislich die ältesten Urkunden des Bestandes „Reichsstadt Regensburg“ im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, darunter Papst-, Kaiser-, Königs- und Bischofsurkunden. Die charakteristischen Rückvermerke ebenso wie inhaltliche Kriterien machen sie als solche kenntlich.
Die Aktenregistratur des St. Katharinenspitals lag im 18. Jahrhundert in vier Kästen, über die Johann Christoph Püchelberger je einen Katalog anfertigte. Nach Aussage Püchelbergers vom 31. Dezember 1772 lagen die Acta, Schriften und Documenta in großer Unordnung und waren seit 150 oder mehreren Jahren nicht mehr geordnet worden. Als der oberste bayerische Archivar, Franz Joseph von Samet, das Spitalarchiv am 2. Oktober 1812 besuchte, stellte er begeistert fest: Wider alle Vermuthung entdekte sich darinn ein wahrer Schaz von Dokumenten. Bereits 1813 übertrug das Reichsarchiv dem Landesdirektionsrat und Archivar Carl Theodor Gemeiner die Oberaufsicht über das Spitalarchiv mit der Begründung: da es ein wesentlicher bestandteil des zu bildenden Kommunalarchivs seiner Natur nach werden muß. Gemeiner ordnete jedoch den Verbleib des Schriftguts im Archivgewölbe des Spitals an. Mit dieser Entscheidung rettete er den Archivbestand vor einschneidenden Kassationen, die das reichsstädtische Archiv im 19. Jahrhundert erlitt. Mit der Gründung der Universität Regensburg wuchs schließlich das wissenschaftliche Interesse an dem für Stadt und Region bedeutenden Archivbestand. Darauf reagierte der Spitalrat. Um das Spitalarchiv für zukünftige Generationen zu erhalten und der Forschung zugänglich zu machen, richtete dieser 1971 Magazin- und Benutzungsräume ein.
Das Spitalarchiv in Stichworten (http://www.spital.de/archiv/stichworte.php)
Spitalarchiv Regensburg – Archiv der St. Katharinenspitalstiftung, in: Handbuch der bayerischen Archive, hrsg. vom Bayerischen Archivtag, München 2001.
Artur Dirmeier, Das Archiv des St. Katharinenspitals zu Regensburg, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 31 (1989). S. 57-69.
- ders, Ein wahrer Schatz an Dokumenten. Spitalüberlieferung in Regensburg, in: Peter Schmid (Hg.), Regensburg im Spätmittelalter. S. 107-122 Bestandsaufnahme und Impulse (Forum Mittelalter – Studien, Band 2), Regensburg 2006.
- ders, Die Steinerne Brücke in Regensburg, in: Edith Feistner (Hg.), Das mittelalterliche Regensburg im Zentrum Europas (Forum Mittelalter, Studien Band 1), Regensburg 2005.
-ders., Das Archiv der St. Katharinenspitalstiftung in Regensburg, in: Archivar. Zeitschrift für Archivwesen 62 (2009), 241-243.
Stefan König, Die älteren Urkunden des St. Katharinenspitals in Regensburg, 1145-1251 (Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte, Band 1), Regensburg 2003.
Dominik Kaufner: Das Archiv der St. Katharinenspitalstiftung in Regensburg, in: Archivar. Zeitschrift für Archivwesen 62 (2009), 241-243.
Die Siegelurkunden des St. Katharinenspitals setzen 1163, die Amtsbücher zu Beginn des 14. Jahrhunderts und die Akten im späten 15. Jahrhundert ein. Für den Zeitraum vor 1500 blieben rund 2000 Urkunden und 383 Amtsbücher der Provenienz St. Katharinenspital erhalten. Zu nennen sind Urbare, Briefbücher, grundherrschaftliche Mischhandschriften, Schuldbücher, Rechnungsbücher, Stift- und Taidingsbücher sowie Ehaftbücher und Statutensammlungen bis hin zu den Anfängen einer rudimentären Aktenführung. Insgesamt ist für das Mittelalter ein hoher Grad an Schriftlichkeit belegt. Die ungewöhnliche Überlieferungsdichte des St. Katharinenspitals gibt den Blick auf die Kanzleiführung einer städtischen Hospitalanlage bis weit ins Mittelalter frei. Mit Beginn der frühen Neuzeit ist der Bestand seinen Urkunden, Amtsbüchern, Akten und Sammlungen dann nahezu vollständig erhalten. Das Spitalarchiv ist aufgrund seines einzigartigen Erhaltungszustandes vom 12. bis ins 21. Jahrhundert ein wesentlicher Bestandteil des schriftlichen Kulturerbes von Regensburg.
Urkundenfonds: vor 1500: ca. 2000 Urkunden
Amtsbücher: vor 1500: 383 Bände
Gesamturbar | 1333/1334 |
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Teilurbare, Kopialbücher (Mischhandschriften) | 1412 1414 1414 1423 |
Briefbuch | 1333/1334 |
Rechnungsbücher | 1359 bis 1500 (ca.360 Bände) |
Stift- und Taidingsbücher | 1386 1389/1401 1412 1413 1439 1440 1441 1442 1443 1444 |
Schuldbücher | 1374 1375 1390 1446 1455 1499 1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507 |
Ehaftbuch Schwabelweis | 1493 1497 |