Grouped by years:
- Stiftsgeschichte bis zum ausgehenden Mittelalter
- Bestandsgeschichte
- Weiterführende Editionen, Regestenwerke und Literatur
- Editionskritik
- Projektbeschreibung: Urkundenbuch des Stiftes Melk
In die Zeit der Babenberger, die zuerst als Markgrafen, dann ab 1156 als Herzöge an der Spitze des Landes Österreich standen, fallen die wichtigsten Klostergründungen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich. Während allerdings die meisten Gründungen im 12. Jahrhundert stattfanden, ist die Geschichte Melks bereits stark mit der Geschichte der jungen Markgrafschaft des 11. Jahrhunderts verbunden. So soll bereits Markgraf Leopold I. (gest. 994) die befestigte Anlage eines gewissen Sizo auf jener Anhöhe über der Donau, wo heute das Stift steht, erobert haben. Im Jahre 1014 wurde der Leichnam des hl. Koloman in die wahrscheinlich von Salzburg aus gegründete Peterskirche überführt, die wohl noch außerhalb des einstigen Burgareals lag. Spätestens unter Markgraf Adalbert (1018-1055) wird dann die Gründung eines Klosters erfolgt sein, das 1089 unter Markgraf Leopold II. mit Mönchen aus Lambach in eine Benediktinerabtei Junggorzer Prägung umgewandelt wurde. Bis gegen Ende des 11. Jahrhunderts diente Melk den Babenbergern als Residenz und bevorzugte Begräbnisstätte.
In der Zeit des Markgrafen Leopold III. (gest. 1136) erhielt die Mönchsgemeinschaft die restlichen Gebäude auf dem ehemaligen Burgberg, da die Residenz nun weiter in den Osten verlegt wurde und die Gebäude ihre ursprüngliche Funktion dadurch verloren haben dürften. Ebenso bemühte sich Leopold III. um päpstlichen Schutz und eine höhere Dotierung des Klosters. Hand in Hand damit erfolgte ein Aufschwung des Klosters mit seinem Skriptorium, einer Bibliothek und einer Klosterschule. Das Aufgreifen der Tendenzen der Hirsauer Reform im zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts dürfte dabei ebenso eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Während Melk in dieser Zeit einerseits bereits die zunehmende Konkurrenz von Klosterneuburg spürte, entstanden gerade im 12. Jahrhundert zentrale literarische und historiographische Denkmale, wie der 1123 angelegte Annalencodex, das „Breve Chronicon Mellicense“ und das „Melker Marienlied“. Daneben wurden Urkunden „gefälscht“, die unsicheren Besitz nun mittels Siegelurkunden legitimieren sollten. So stammt das sog. „Ernestinum“, die Aufzeichnung einer Schenkung von Markgraf Ernst (gest. 1075), die lange Zeit als älteste Urkunde der Babenberger angesehen wurde, aus dieser Zeit.
Wenngleich die „neuen“ Stiftungen wie Klosterneuburg, Heiligenkreuz, das Schottenstift in Wien und Lilienfeld für die Babenberger zunehmend in den Mittelpunkt ihres Interesses rückten, so erhielt Melk bis 1246 doch zahlreiche Privilegien und Sonderrechte. Immer wieder kollidierten dabei die Interessen zwischen verschiedenen Klöstern, wie eine Urkunde vom 11. November 1216 zeigt, mit der Herzog Leopold VI. (gest. 1230) einen langjährigen Streit zwischen Melk und Heiligenkreuz schlichtete, in dem es um Besitzungen in den Pfarren Traiskirchen und Mödling gegangen war.
Die Zeit der frühen Habsburger in Österreich brachte für Melk durchaus wechselvolle Ereignisse. Als im Jahr 1273 Rudolf I. von Habsburg zum deutschen König gewählt wurde, übernahm Abt Gerung I. (1273-1281) die Leitung des Klosters. In der Zeit der Auseinandersetzung zwischen Rudolf und König Ottokar II. wurden viele Besitzungen Melks in Mitleidenschaft gezogen. Möglicherweise war dies mit ein Grund, warum unter Abt Friedrich I. (1281-1295) das älteste Melker Urbar angelegt wurde. Schlimmer allerdings als die militärischen Ereignisse wirkte sich die Feuersbrunst von 1297 auf Melk aus. Noch bis weit ins 14. Jahrhundert ist in den Urkunden Melks immer wieder davon die Rede, dass gewisse Abgaben, aber auch gewisse Verpflichtungen, wie etwa das Gastrecht, aufgrund der wirtschaftlichen Gebrechen nicht wahrgenommen werden konnten.
Als außergewöhnliche Erscheinung dieser Zeit ist Abt Ulrich II. (1306-1324) zu nennen, der sich den schwierigen Aufgaben stellte. Einerseits erreichte Ulrich einen Wiederaufbau der durch den Brand zerstörten Gebäude, der Melk allerdings finanziell weiter stark zusetzte, andererseits stand Ulrich fest auf der Seite der Habsburger gegen die Luxemburger. Friedrich d. Schöne zeigte sich gegenüber Melk sehr erkenntlich, wie zahlreiche, im Original erhaltene Urkunden zeigen. Als Beispiel dafür möge die Bestätigung der Privilegien vom 12. Mai 1310 stehen.
Gegen Mitte des 14. Jahrhunderts gelang schließlich mit der endgültigen Einverleibung der Pfarren Mödling, Wullersdorf und Ravelsbach ein wichtiger Schritt in Richtung wirtschaftlicher Stabilisierung des Stiftes, da die Pfarreinkünfte nach Abzug des Unterhalts für die Pfarrverweser für Melk selbst verwendet werden konnten. Besondere Förderung erhielt Melk dann unter Herzog Rudolf IV. (1358-1365), der zum Beispiel ein neues Grabmal für den hl. Koloman errichten ließ. Der frühe Tod Rudolfs machte aber die Bestrebungen der nachhaltigen Förderung zunichte und es gelang nicht, aus dem Schatten Klosterneuburgs, wo man sich bereits um die Kanonisation des Markgrafen Leopold III. bemühte, herauszutreten.
Besonders in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, hier ist etwa die Amtszeit von Abt Friedrich III. Atzenbrucker (1371-1378) zu nennen, geriet das Stift zusehends in finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Dazu kamen Streitigkeiten mit den Weltpriestern diverser Stiftspfarren, die die Zahlung der jährlich festgesetzten Abgaben verweigerten. Schließlich kamen noch die Abgaben an den päpstlichen Stuhl als Belastung für das Stift hinzu. Während des Pontifikats von Papst Bonifaz IX. (1389-1404) sind etwa im Jahr 1397 hohe Zahlungen an Rom erfolgt, deren Quittungen sich im Original in Melk erhalten haben. Andererseits war es gerade Bonifaz IX., der etwa 1399 das Stift Melk von weiteren Abgaben befreite und einen Ablaß von 100 Tagen für die Kapelle des hl. Blasius und des Koloman in der Krypta gewährte. Damit sollten zweifellos dies Besucherzahl im Stift erhöht und die Einnahmen vergrößert werden.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begann schließlich in Melk jene Geistesströmung wirksam zu werden, die künftig als „Melker Reform“ bezeichnet werden sollte. Unter Abt Nikolaus Seyringer (1418-1425) und dessen Nachfolgern entwickelte sich in Melk eine strenge klösterliche Disziplin, die in mehreren Wellen große Teile des süddeutschen Raumes erfaßte. So fanden die Statuten von Melk in mehreren Klöstern Verwendung und Mönche aus Melk wurden in diversen Klöstern zu Äbten gewählt.
Trotz dieser vorbildhaften Wirkung gelang es im 15. Jahrhundert nicht, das Stift wirtschaftlich zu sanieren. Einerseits wurden von landesfürstlicher Seite immer mehr finanzielle Abgaben für militärische Unternehmungen, etwa gegen die Hussiten, gefordert, andererseits fanden in Melk weiterhin groß angelegte Bautätigkeiten statt. Im Jahre 1429 erfolgte schließlich durch Weihbischof Andreas von Passau die Weihe der neu erbauten gotischen Stiftskirche mit 13 Altären, der Gruft und den Klosterräumen. In der Regierungszeit Friedrichs III. (1440-1493) wurde Melk wiederholt in militärische Auseinandersetzungen verwickelt, so wurden beispielsweise 1472 zwei ungarische Angriffe unter dem Heerführer Zeleny zurückgeschlagen.
Der Blick auf die Klostergeschichte Melks hat deutlich gemacht, wie wenig über das 15. Jahrhundert bekannt ist. Erst die systematische Erfassung und Aufarbeitung der Urkunden kann helfen, diese Lücken zu schließen und größere Zusammenhänge zu erkennen.
Hinsichtlich der zahlreichen militärischen Ereignisse und wirtschaftlichen Katastrophen, besonders aber der Feuersbrunst von 1297, deren Folgen bis ins 15. Jahrhundert gewirkt haben, ist die Zahl der überlieferten Urkunden äußerst bemerkenswert. Gerade für die Bestandsgeschichte der Frühzeit lassen sich dadurch, was die frühen Verluste betrifft, aber keine gesicherten Erkenntnisse gewinnen. Es ist zumindest eine Tatsache, dass jede Melker Urkunde, die sich vor dem Jahr 1297 erhalten hat, vor dem Feuer gerettet werden mußte. Wie groß die Verluste gewesen sein könnten, läßt sich anhand eines einfachen Vergleiches zeigen. Während die Anzahl der Urkunden im viel später gegründeten Lilienfeld bis zum Jahr 1297 etwa 220 Stück beträgt, liegt die Zahl für Melk bei etwa 130 Stück. Erst im 14. Jahrhundert ist dann auch in Melk ein sprunghafter Anstieg der Originale zu verzeichnen, was der allgemeinen Zunahme an Schriftlichkeit in dieser Zeit Rechnung trägt.
Was denn nun alles unter den Verlusten des 13. Jahrhunderts zu beklagen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Auffällig ist zunächst, dass in Melk im Gegensatz zu anderen Klöstern und Stiften im heutigen Niederösterreich heute keine Urkunden vorhanden sind, die viel älter sind als das Kloster selbst. Auch ist das Fehlen eines Traditionsbuches, wie etwa in Klosterneuburg, Göttweig aber auch Heiligenkreuz vorhanden, bemerkenswert. Die ehemalige Existenz einer solchen Handschrift erscheint jedoch sehr wahrscheinlich, sind doch einige erhaltene Urkunden des 12. Jahrhunderts umformulierte Traditionsnotizen. Weiters ist zu bemerken, dass das älteste Kopialbuch des Stiftes aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt, während sonst Kopialbücher bereits im 13. Jahrhundert verbreitet angelegt wurden.
Sehr gut hingegen sind im Melker Bestand die päpstlichen Bullen bezüglich einzelner Abtwahlen besonders im 14. und 15. Jahrhundert dokumentiert, wogegen sich wenige Papierurkunden der Landesfürsten von Österreich erhalten haben. Wenig ist bisher über die Überlieferungssituation ab etwa 1350 bekannt gewesen. Hier wird mit dem Monasterium-Projekt über weite Strecken Neuland erschlossen. Erst mit einer vollständigen Erfassung und Aufarbeitung des Urkundenbestandes bis 1500 werden sich Fragen zur Besitz-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte klären lassen, die bisher an das Melker Material nicht zu stellen waren, weil dieses in seiner Gesamtheit nicht vorlag.
Anders als bei den meisten österreichischen Klöstern und Stiften liegt im Fall von Melk kein gedrucktes Urkundenbuch vor. Bisher mußte daher immer noch vor allem auf die barocken Werke von Anselm Schramb und Philibertus Hueber zurückgegriffen werden, die allerdings in vielen Fällen unvollständige oder fehlerhafte Texte bieten.
Das Fehlen eines Urkundenbuches macht den Verweis auf einige Editionen und Regestenwerke notwendig. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient einer ersten Orientierung.
Anselm Schramb, Chronicon Mellicense seu Annales monasterii Mellicensis (Wien 1702).
Philibert Hueber, Austria ex archivis Mellicensibus illustrata (Wien 1722).
Ignaz Franz Keiblinger, Geschichte des Benediktinerstiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen. Bd. 1: Geschichte des Stiftes (Wien 1851); Bd. 2/1 (Wien 1869); Bd. 2/2 (Wien 1869).
Norbert Zeilinger, Die päpstlichen Privilegien für das Kloster Melk im 12. und 13. Jahrhundert. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 82 (1971) 426-461.
G. Floßmann, Melk und die Babenberger. In: 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 66 (Wien 1976) 285-295.
Wilfried Kowarik, Melk. In: Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 85 (Wien 1979) 247-249.
900 Jahre Benediktiner in Melk. Jubiläumsausstellung 1989 (Stift Melk 1989).
Meta Niederkorn-Bruck, Der heilige Kolomann. Der erste Patron Niederösterreichs (=Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 16, Wien 1992).
Meta Niederkorn-Bruck, Die Melker Reform im Spiegel der Visitationen (=Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Erg.-Bd. 30, Wien - München 1994).
Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt Bd. 16 (St. Pölten 1998).
Die Regesten zu den Urkunden des Benediktinerstiftes Melk wurden von Gerhard Winner, dem 1994 verstorbenen St. Pöltner Diözesanarchivar, erstellt. Sie werden hier zunächst in einer wenig überarbeiteten Fassung geboten. Eine völlige Neubearbeitung des gesamten Materials läuft gerade.
Das Ziel des Projektes ist die vollständige Erfassung des Melker Urkundenbestandes vom sogenannten „Ernestinum“, einer Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, bis zu den Urkunden des beginnenden 20. Jahrhunderts. Den ersten Schritt dieser Erfassung stellt die vollständige Verfilmung des gesamten Materials (Originale und kopiale Überlieferung) dar. Zur Bearbeitung in Regestenform werden dann die Vorarbeiten von Dr. Gerhard Winner (†) herangezogen, die dieser anläßlich der Neuordnung des Stiftsarchives Melk im Jahr 1991 abschloß.
Für jede der etwa 2550 Urkunden wird dabei ein Vollregest angefertigt, das den Inhalt möglichst genau wiedergeben soll. Interessante Textpassagen werden dem Text in Klammer beigestellt, so daß der Benützer einen guten Eindruck der Sprache des Originals aber auch rechtsgeschichtlich problematischer Textstellen bekommt. Die mittelalterlichen Orts- und Personennamen werden im Text in ihrer heutigen Entsprechung verwendet und im Register mit ihrer ursprünglichen Schreibweise aufgelistet. Umfangreiche Kommentare stellen die jeweilige Urkunde in einen lokalhistorischen, aber auch überreginoalen und diplomatischen Zusammenhang. Dabei sind neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der mittelalterlichen Schriftlichkeit, diplomatischer Neuerungen sowie der Orts- und Personengeschichte des heutigen Niederösterreich zu erwarten. Vollständige Angaben zur Überlieferung und ein Überblick über die Forschungsliteratur sind dabei ebenso selbstverständlich wie ein umfangreiches Register.
So wird es erstmals möglich sein, das gesamte Urkundenwesen des Stiftes Melk für die Öffentlichkeit zu erschließen. Dies ist umso wichtiger, weil gerade für dieses so bedeutende Benediktinerstift Niederösterreichs bis heute keine Publikation seiner Urkundenbestände vorliegt und somit auch die wissenschaftliche Welt einer Darstellung der Bestände vor allem des 14. und 15. Jahrhunderts harrt.