Grouped by years:
- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
- Benützte Editionen/Regestenwerke und Editionskritik
- Vorwort von Wilhelm Bielsky zu den ältesten Urkunden des Kanonicatsstiftes St. Georgen in Unterösterreich. Von 1112 bis 1244
- Vorwort von Michael Faigl zum Herzogenburger Urkundenbuch (1244-1450)
- Bearbeitung
- Konkordanzliste Signatur - Datum
- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
- Herzogenburger Archiv 1.839 Einzelstücke
- St. Andräer Archiv 356 Einzelstücke
- Dürnsteiner Archiv 760 Einzelstücke
- Dürnsteiner Klarissen 370 Einzelstücke
- Zusammen 3.325 Einzelstücke
- Benützte Editionen/Regestenwerke und Editionskritik
- Vorwort von Wilhelm Bielsky zu den ältesten Urkunden des Kanonicatsstiftes St. Georgen in Unterösterreich. Von 1112 bis 1244
- Vorwort von Michael Faigl zum Herzogenburger Urkundenbuch (1244-1450)
- Bearbeitung
- Konkordanzliste Signatur - Datum
Bischof Ulrich I. von Passau gründete am 18. August 1112 ein Eigenkloster für Augustiner Chorherren bei seiner dem hl. Georg geweihten Kirche am linken Traisenufer. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Neugründung vom Stift St. Nikola in Passau besiedelt. Die ersten Pröpste waren vor allem damit beschäftigt, die Stiftsanlage um eine romanische Rundkirche herum zu errichten. Es zeigte sich bald, dass die Dotierung des Stiftes zu gering war, um eine solide wirtschaftliche Grundlage zu bilden. Überschwemmungen der Donau verschärften die Situation noch zusätzlich. Bischof Konrad von Passau versuchte die wirtschaftliche Not zu lindern, indem er eine Stiftung Walters von Traisen für eine Neugründung in St. Andrä mit St. Georgen vereinigen wollte. Allerdings bestand Otto von Rehberg, der Testamentsvollstrecker Walters, auf einer Neugründung, die 1160 auch vollzogen wurde (vgl. die Stiftsgeschichte St. Andrä an der Traisen).
Eine wichtige Einnahmequelle war für St. Georgen die Pfarre Traisenburg. Die Pfarrkirche wurde zwischen 1175 und 1180 aber von den Donaufluten vollkommen zerstört und die Seelsorgetätigkeit auf die Kapelle von Traismauer übertragen. Es entbrannte daraufhin ein 12 Jahre währender Streit zwischen den Pröpsten von St. Georgen und dem Passauer Kanoniker Rüdiger um die Pfarreinnahmen. Einen Vergleich brachte erst die Teilung der Pfarre Traisenburg in die Pfarren Pfarrkirchen und Traismauer.
Um 1200 dürfte neben dem Männerstift auch ein Chorfrauenstift existiert haben.
Unter Propst Engelschalk (1242-1267) wurde das Stift auf seinen heutigen Platz verlegt, da die regelmäßig wiederkehrenden Überschwemmungen der Donau den Baukomplex immer öfters in eine Insel verwandelten, dessen Grundmauern vom Einsturz bedroht waren. Als neuer Sitz des Konventes wurde Herzogenburg gewählt, dessen Pfarre sich im Besitz des Stiftes befand und das in sicherer Entfernung zur Donau gelegen war. Zu Beginn des Jahres 1244 genehmigte Bischof Rüdiger von Passau und sein Kapitel die Übersiedelung des Konventes von St. Georgen nach Herzogenburg, die wahrscheinlich 1249 bereits abgeschlossen war.
Das neu gebaute Kloster bestand aus der Stiftskirche, dem Konventgebäude, einigen Wirtschaftsgebäuden und dem Frauenkloster samt Kapelle. Die Amtszeit der ersten drei Pröpste in Herzogenburg (bis 1310) wurde durch den Bau der gotischen Stiftskirche, der Nebengebäude und der Befestigungsanlagen für Stift und Ort geprägt. In der unmittelbaren Nähe zum neuen Baukomplex befand sich der Ortsteil „Auf der Widen“, der später das Marktrecht erhielt und Oberer Markt genannt wurde. Die alte Pfarrkirche von Herzogenburg bestand weiter bis ins 16. Jahrhundert. Vom Aufschwung, den das Stift nach der Übersiedelung erlebt hat, zeugt die Errichtung der Pfarren Sallapulka, (Maria) Ponsee, und Nußdorf/Traisen. Der damalige Wohlstand des Stiftes zeigt sich auch in der Erwerbung eines Hauses in der Singerstraße in Wien, des Marktes St. Georgen und nach und nach des Oberen Marktes Herzogenburg. Im 14. Jahrhundert kam das Stift in den Genuss großzügiger Schenkungen. Es gab aber auch Rückschläge. So wurde um 1337 die Stiftspfarre Marquartsufer von der Donau überschwemmt, was eine Verlegung nach Haitzendorf notwendig machte. Ebenso erging es der Pfarrkirche von Pfarrkirchen, die 1343 in Stollhofen neu errichtet wurde.
Die wirtschaftliche Blüte Herzogenburgs fand während der Regierungszeit Herzog Rudolfs IV. (1358-1365) ein jähes Ende, als dem Stift hohe Kriegsabgaben auferlegt wurden. Kriegssteuer musste auch in die päpstliche Kassa entrichtet werden. Dies führte zu einer neuerlichen Verschuldung des Klosters. Im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts konnte die materielle Basis wieder auf ein festes Fundament gestellt werden. Ein Zeichen für die Konsolidierung war der Ankauf des Hauses „Zur Goldenen Rose“ in der Johannesgasse in Wien im Jahr 1417. Es diente den Pröpsten bis 1541 als Stützpunkt in der Residenzstadt.
1419 wurde das Klosterleben durch die Einführung der Raudnitzer Statuten reformiert. Von Bedeutung war auch die Lateinschule des Stiftes, in der den Schülern jene Kenntnisse vermittelt wurden, die die Voraussetzungen für ein späteres Universitätsstudium waren.
1463 erlitt das Kollegium einen schweren Schlag, als Herzogenburg von den Hussiten belagert, eingenommen und zerstört wurde. Jene Ordensbrüder, welchen die Flucht nicht gelungen war, wurden enthauptet und verbrannt. Möglicherweise hörte zu dieser Zeit auch der Kanonissenkonvent auf zu bestehen.
Der Wiederaufbau wurde 1465 unter anderem auch durch päpstliche Hilfestellung ermöglicht. Zwölf Jahre später wurde das Stift aber wiederum dem Erdboden gleichgemacht, als Söldnertruppen des ungarischen Königs Mathias Corvinus Herzogenburg eroberten. Die Zerstörung des Stiftes war allerdings nicht im Interesse des Königs, welcher in weiterer Folge den Wiederaufbau durch Schenkungen unterstütze. Der Neubau erregte sogar in Rom Aufmerksamkeit und Papst Alexander VI. verlieh Propst Georg Eisner und dessen Nachfolgern das Recht, Mitra, Stab und Ring zu verwenden.
Das Kloster brannte 1512 noch ein drittes Mal ab. Das Feuer brach in einem Bürgerhaus am Unteren Marktplatz aus und ergriff auch den Oberen Markt. Große Teile der Klosteranlage wurden erneut ein Raub der Flammen.
Im 16. Jahrhundert belasteten die beginnenden Türkenkriege unter Ferdinand I. (1521-1564) das Stift durch die Ablieferung der Türkensteuer schwer. Monstranzen, Zehente und Immobilien, u.a. das Haus in der Johannesgasse in Wien, mussten verkauft werden.
Seit 1541 standen dem Chorherrenstift Herzogenburg postulierte oder vom Kaiser ernannte Pröpste vor, die zumeist Weltgeistliche waren oder von anderen Orden kamen, deren erster Philipp von Maugis war. In diesem Jahr wütete die Pest in Herzogenburg, der alle Chorherren bis auf einen und dem Propst zum Opfer fielen. Auch die Reformation machte sich bemerkbar. Die Zahl der Chorherren sank rapide, sodass im Zuge einer Visitation im Jahr 1561 nur 4 Konventualen, 3 Konkubinen und 6 Kinder im Kloster vorgefunden wurden. 1569 war nur mehr ein einziger Konventuale im Stift. Von Passau wurde Johannes Glaz aus dem Chorherrenstift Baumberg in Bayern als neuer Propst postuliert. Dieser ließ zum ersten Mal ein Archiv anlegen.
1578 wurde der bisherige Propst des Chorherrenstiftes St. Dorothea in Wien, Georg Brenner, zum neuen Propst in Herzogenburg berufen. Unter ihm begann die Konsolidierung des Stiftes und die Katholisierung des Marktes Herzogenburg, die um 1600 abgeschlossen war. Das Stift wurde renoviert und die Verteidigungsanlagen wegen der ständigen Türkengefahr ausgebaut. Unter seinem Nachfolger Paul Zynkh wurde ein Wohnhaus in der Annagasse in Wien erworben, der spätere Herzogenburgerhof.
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte wieder eine Verschlechterung der Situation mit sich. Die Pfarren Sallapulka, Haitzendorf und Stollhofen wurden von Söldnertruppen verwüstet und der Konvent 1620 aus dem Kloster nach Wien verjagt. Eine Konsolidierung begann unter der Amtsführung von Propst Martin Müller (1621-1640), welcher in der Stiftstradition als zweiter Gründer in Ehren gehalten wird. Er ließ die Stiftskirche renovieren und mit neuen Altären versehen. Weiters erwarb er die Pfarrrechte über die Kirche St. Veit in Inzersdorf und die Schlosskapelle in Walpersdorf sowie die Pfarre Hain für das Stift. Auch das Klosterleben wurde 1633 durch die Einführung neuer Statuten reformiert.
Die positive Entwicklung des Stiftes wurde durch den Ausbruch der großen Pestepidemie des Jahres 1679 nicht unterbrochen und auch das Türkenjahr 1683 brachte für Herzogenburg zwar schwere Zeiten, der Zerstörung entgingen aber sowohl das Stift als auch der Markt. Dagegen wurden die umliegenden Pfarren schwer in Mitleidenschaft gezogen, was nach der überstandenen Türkengefahr Anlass zum Wiederaufbau war.
Es gelang dem Stift die Herrschaft Primersdorf zu erwerben und auch das Haus in der Annagasse wurde neu errichtet. Die neuerlich solide wirtschaftliche Grundlage ermöglichte es, an einen barocken Neubau des Stiftes zu denken. Den Entschluss dazu fällte Propst Wilhelm von Schmerling (1709-1721). Dessen Nachfolger Leopold a Planta (1721-1740) führte den Ausbau weiter. Für die Realisierung dieser Aufgabe wurde kein geringerer als Jakob Prandtauer engagiert, welcher auch Pläne Johann Bernhard Fischer von Erlachs umsetzte. Nach dem Tod Prandtauers 1726 setzte Joseph Munggenast die Arbeiten fort. Für die Innenausgestaltung wurden ebenfalls namhafte Künstler, wie der „Wiener Schmid“ gewonnen. Finanziert wurde die Prachtentfaltung durch Grund- und Gutsverkäufe. Die Einweihung des Neubaus konnte unter Propst Frigdian Knecht (1740-1775) im Jahr 1741 vorgenommen werden.
Der österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) brachte auch für Herzogenburg viel Unruhe. Propst Knecht wurde von französischen Soldaten gefangengenommen und konnte erst gegen Zahlung einer hohen Lösegeldsumme wieder freigekauft werden. 1743 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, für dessen Bau Franz Munggenast gewonnen werden konnte. Dieser konnte allerdings nur den Rohbau vollenden und starb 1748 bereits mit 24 Jahren. Das Hochaltarbild sowie zwei Fresken entstammen der Hand von Daniel Gran. Die anderen Bilder und Freskierungen sind Werke von Bartholomeo Altomonte. Die Chorkapelle zieren u.a. auch Fresken von Johann Martin Schmidt („Kremser Schmidt“). Mathias Munggenast vollendete 1767 als krönenden Abschluss den Turm der Stiftskirche.
Die Amtszeit von Propst Frigdian war von großer Aktivität geprägt. Seines wirtschaftlichen Talentes wegen wurde er jahrelang zum Administrator des Frauenstiftes in Tulln und der Augustiner Chorherrenstifte St. Pölten und St. Andrä bestellt. Er erweiterte die Stiftsbibliothek, kümmerte sich um das Archiv und verfasste eine Stiftsgeschichte. Mit der Einführung neuer, strengerer Statuten trat er Tendenzen innerhalb des Konventes entgegen, den Versuchungen des erworbenen Wohlstandes zu erliegen.
Die Regierungszeit Kaiser Josephs II. (1780-1790) hatte für die niederösterreichische Klosterlandschaft einschneidende Auswirkungen. 1783 wurde das Stift St. Andrä Herzogenburg einverleibt und nach und nach aufgelöst. Die Auflösung des Chorherrenstifts Dürnstein und dessen Vereinigung mit Herzogenburg folgte 1788. Propst Michael Teufel (1781-1809) war den josephinischen Gedanken gegenüber durchaus aufgeschlossen und Herzogenburg wurde zu einem Zentrum der neuen Pfarr- und Schulorganisation der Umgebung. 1785 wurde die neue Stiftskirche vom ersten St. Pöltner Bischof Heinrich Johann von Kerens geweiht.
Der Aufenthalt der napoleonischen Truppen 1805 war ein schwerer Schlag für das Stift. Die kommandierenden Generäle quartierten sich im Stiftsgebäude, die Soldaten in den umliegenden Häusern ein. Plünderungen, Misshandlungen und ständige Geldforderungen der Offiziere waren an der Tagesordnung. Propst Teufel flüchtete mit den Wertgegenständen auf das Stiftsgut Primersdorf ins Waldviertel. 1809 kamen die Franzosen kurz vor dem Tod von Propst Teufel neuerlich nach Herzogenburg.
Die durch die Kriegsereignisse verursachte finanzielle Misere konnte nur durch einen, von Kaiser Franz I. gewährten Schuldennachlass gemeistert werden. Die Situation besserte sich langsam, sodass sich eine neue Bautätigkeit entfalten konnte und sogar eine „Kunst- und Wunderkammer“ oberhalb der Prälatur - der Vorgänger des heutigen Stiftmuseums - eingerichtet werden konnte.
Am 19. Februar 1848 gewährte die niederösterreichische Regierung die tatsächliche Vereinigung des Vermögens der aufgelassenen Stifte St. Andrä und Dürnstein mit Herzogenburg. Die Revolution von 1848 und die daraus resultierende Aufhebung des Untertänigkeitsverhältnisses brachten dem Stift durch den Wegfall der Feudalabgaben schwere Verluste. Der vor den revolutionären Ereignissen aus Wien flüchtende Hof mit Kaiser Ferdinand I. machte auf seinem Weg nach Olmütz für eine Nacht in Herzogenburg Halt.
Die zunehmende Industrialisierung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte für die Herzogenburger Chorherren eine neue seelsorgerische Herausforderung. 1862 wurde in Herzogenburg eine Schossfabrik gegründet und viele Arbeiter zogen mit ihren Familien in den Markt. Die Einbindung Herzogenburgs in das zügig ausgebaute Eisenbahnnetz förderte den Zuzug weiter. Dieser Umstand machte die Erweiterung der Stiftsschule um einen zweiten Stock notwendig.
Im Zuge der Schlacht von Königgrätz wurde im Stift 1866/67 ein Lazarett eingerichtet, wo über 100 verwundete Soldaten gepflegt wurden. Propst Frigdian Schmolk (1888-1912) entfaltete eine rege politische Tätigkeit auf Gemeinde-, Landes- und Reichsebene. Kaiser Franz Josef berief ihn auf Lebenszeit als Reichsrat in das Herrenhaus des Parlaments. Die Stiftsbibliothek erfuhr eine enorme Erweiterung durch die Schenkung der Gräfin Falkenhayn, die ihre 30.000 Bände umfassende Schlossbibliothek von Walpersdorf dem Stift übergab.
Die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges (1914-1918) sowie die schwerwiegenden wirtschaftlichen Probleme der Zwischenkriegszeit zwangen die Pröpste immer wieder zu Zwangsverkäufen von Kunstgegenständen und wertvollen Inkunabeln. Während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) wurde die Stiftstaverne in ein Heim für die Hitler-Jugend umfunktioniert und der Theatersaal von der SA besetzt, wo Kriegsgefangene untergebracht wurden. 1942 mussten 5 Glocken für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden. Die Stiftskeller wurden von der Bevölkerung als Luftschutzbunker genutzt. Am 14. April 1945 rückten russische Truppen in Herzogenburg ein und richteten im Kammeramt des Stiftes ihre Kommandantur ein.
Die Nachkriegszeit war geprägt von den Wiederaufbaubestrebungen und durch Modernisierungen. 1948 wurden vier neue Glocken geweiht, deren Beschaffung durch den Rohstoffmangel nach dem Krieg keine einfache Aufgabe gewesen ist. Es zeigte sich, dass das Stift die Weingärten und Felder in Eigenregie nicht mehr nutzbringend führen konnte, was dazu führte, dass 1965 die Zweige Weinbau und Landwirtschaft verpachtet wurden. Seit 1979 steht Propst Maximilian Fürnsinn an der Spitze des Chorherrenstiftes Herzogenburg, welcher 2004 sein Silbernes Propstjubiläum begeht. Im Hinblick auf die im Jahr 2012 bevorstehende 900-Jahrfeier von Herzogenburg initiierte Propst Maximilian eine groß angelegte Außenrenovierung des Stiftes.
Die Niederösterreichischen Kindersommerspiele, die Herzogenburger Gespräche, das Forum Theologie und Psychologie und viele musikalische Darbietungen sind Veranstaltungen, die weit über Niederösterreich bekannt sind und im Zusammenwirken mit der Kunstsammlung und dem Archiv dem Stift Herzogenburg den Ruf eines modernen und aktiven kulturellen Zentrums sichern.
Literatur:
Maria Hasitschka, Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg während der Zeit des Propstes Michael Teufel von 1781-1809 (Diss., Wien 1973).
Wolfgang Hans Payrich, 870 Jahre Stift St. Georgen-Herzogenburg 1112-1982 (Diplomarbeit, Herzogenburg 1982).
Helga PENZ, Alte Weisheiten und neue Erkenntnisse - Neuigkeiten aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg. In: Hippolytus. Neue Folge 25 (St. Pölten 2000) 44-46.
Zum Herzogenburger Archiv gehören alle schriftlichen Aufzeichnungen des Stiftes Herzogenburg, welche Rechtsgeschäfte, Verwaltung und Wirtschaftsgebahrung betreffen. Das Material besteht aus Urkunden im eigentlichen Sinne und aus einer großen Menge neuzeitlichem Aktenmaterials. Das Archiv wächst ständig, weil die Akten, die im Kammeramt und in der Prälatur nicht mehr benötigt werden, dorthin zur Aufbewahrung kommen.
Immer wieder wurden im Laufe der Geschichte Versuche unternommen, den Archivbestand des Stiftes zu ordnen und für die Erstellung von Stiftsgeschichten zu nutzen. Im Mittelalter erstellte man chronologische Listen bzw. Stichwortlisten, um das Auffinden bestimmter Orte oder Personen zu ermöglichen. Die Urkunden gehörten zum „Schatz“ eines Klosters und wurden dementsprechend sorgsam in Kisten und Truhen gehütet. Seit dem Spätmittelalter wurden die Stücke auch nach ihrem Betreff - Privilegien, Zehentbriefe, Seelgeräte usw. - separiert.
Die Anlage einer systematischen Urkundenreihe geht auf Propst Michael Teufel (1781-1809) zurück, welcher sich darüber hinaus auch um die Sicherstellung und Erhaltung der Archive der aufgelösten und Herzogenburg inkorporierten Augustiner-Chorherrenstifte St. Andrä an der Taisen und Dürnstein bemühte, wobei er auch die bereits vorhandene Stiftsgeschichte ergänzte und verbesserte.
Die Urkundenreihe im Herzogenburger Stiftsarchiv umfasst nicht nur Urkunden im eigentlichen Sinn und trägt deswegen die Bezeichnung: „Urkunden und wichtige Einzelakten“. Sie besteht aus vier Teilen:
Von diesen 3.325 Stück sind ca. 1.800 Urkunden auf Pergament geschrieben.
Das historische Schriftgut des Stiftsarchivs wurde in den Jahren 1932/33 von Hans Krupicka systematisch geordnet und mit Hilfe eines Zettelkastens erschlossen. Dabei wurde auf je einem Kärtchen eine Urkunde beschrieben.
In den Jahren 1999-2001 wurden die Bestände des Archivs einer vollkommenen Neuerfassung unterzogen. Helga Penz nahm das Archivmaterial in die Datenbank des Stiftsarchivs auf, womit eine Möglichkeit der schnellen und zuverlässigen Recherche geschaffen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die älteren Regesten bearbeitet: Die Regesten der von Biélsky edierten, ältesten Urkunden bis 1244 wurden unter Einbeziehung modernerer Editionen und Regestenwerke neu formuliert. Für die Urkunden aus der Zeit von 1244-1450 wurden vorwiegend die Regesten aus dem Herzogenburger Urkundenbuch von Michael Faigl herangezogen. Die Regesten der jüngeren Dokumente entstammen in den meisten Fällen dem Zettelkatalog, der weitgehend jene, hauptsächlich von Biélsky verfassten Regesten übernimmt, die den Originalen beiliegen. Bei der Lagerung der Urkunden wurde durch die Verwendung von speziellen säurefreien Kartons und die Lagerung in Metallschränken die besten Voraussetzungen geschaffen, um die Urkunden auch für die Zukunft in einem guten Zustand zu erhalten.
Im 19. Jahrhundert waren es die Stiftsbibliothekare, welche dem Geist der Zeit entsprechend versuchten, das vorhandene Material zu edieren und auf dieser Grundlage Stiftsgeschichten zu verfassen. In diesem Zusammenhang sind für Herzogenburg vor allem drei Namen zu nennen:
Wilhelm Biélsky (2. Februar 1798 - 22. Dezember 1866)
Biélsky trat am 19. Oktober 1817 in das Augustiner Chorgerrenstift Herzogenburg ein und nahm die Profess am 23. Oktober 1820. Zwei Jahre später empfing er am 28. August 1812 die Priesterweihe und war ab 1823 als Kooperator ab 1829 als Privisor in Haitzendorf tätig. 1830 kehrte er wieder ins Stift zurück, um kurzzeitig als Provisor der Pfarre Hain tätig zu sein. Nach seiner Rückkehr im selben Jahr ins Stift bekleidete Biélsky das Amt des Bibliothekars und Novizenmeisters. 1834 war er Pfarrverweser in Hain und von 1841-50 Pfarrer von Reidling. Zwischen 1851 bis zu seinem Tode 1866 war er Pfarrverweser in Dürnstein.
?Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich. Von 1112 bis 1244, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen IX, Wien 1853, S. 235-304.
Beschreibung:
Biélsky ediert 42 Urkunden von der Gründung des Stiftes (1112) bis kurz nach dessen Übersiedelung nach Herzogenburg (1244). Die Urkunden werden im vollen Wortlaut wiedergegeben, wobei das anschließende Inhaltsverzeichnis aus den Kopfregesten der vorgestellten Stücke besteht. Mit dem Erscheinungsjahr 1853 gehört Biélskys Werk zu den älteren Urkundenbüchern und steht damit am Beginn der Entwicklung. Textwiedergabe und Anmerkungen sind oft nicht sauber voneinander getrennt, was die Orientierung an manchen Stellen schwierig macht. Das Fehlen eines Indexes macht das gezielte Suchen so gut wie unmöglich.
Weitere Werke (Auszug):
?Benedict Welzer, regulierter Domherr von Gurk und nachheriger Propst zu St. Andrä an der Traisen, in: Österreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie, V. Jg., Wien 1866, S. 441-454.
?Catalogus Canonicorum Regularium Lateranensium S. Augustini in Ecclesia collegiata ad S. Georgium Hegemonopoli (sive Herzogenburg), Wien 1858.
?Geschichte von Herzogenburg, in: Notizenblatt, Beilage zum Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, Wien 1851.
?Tirnstein, in: Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien, Bd. III, 1859.
Michael Faigl (24. Februar 1825 - 22. April 1893)
Faigl trat am 8. September 1845 in das Augustiner Chorgerrenstift Herzogenburg ein und nahm die Profess am 25. Dezember 1848. Zwei Jahre später empfing er am 23. Juli 1850 die Priesterweihe und wurde Kooperator in Sallapulka. 1854-59 war Faigl Kurat an der Stiftspfarre von Herzogenburg und ab 1859 Novizenmeister. Ab 1868 bekleidete Faigl als Nachfolger Wilhelm Biélskys, das Amt eines Bibliothekars und Archivars. 1871 war er Pfarrverweser in Sallapulka und ab 1880 Pfarrer von Reidling. 1885 betreute Faigl bis zu seinem Tode 1893 die Pfarre Grafenwörth.
Werke:
?Die Urkunden des regulierten Chorherrenstiftes Herzogenburg vom Jahre seiner Übertragung von St. Georgen: 1244 bis 1450, Wien 1886.
Beschreibung:
Faigl schließt mit seinem Werk zeitlich unmittelbar an Wilhelm Biélsky an und ediert den Herzogenburger Urkundenbestand von 1244-1450 in 380 Nummern. Dem im vollen Wortlaut abgedruckten Text ist die aufgelöste Datierung, der Ausstellungsort sowie ein Kopfregest vorangestellt. Im Unterschied zu Biélsky verfügt das Werk Faigls über einen Orts- und Personenindex, in welchem die aufgenommenen Orte bereits aufgelöst erscheinen. Ein Anmerkungsapparat ist hinten angefügt. Das Werk Faigls bereitet das Material wesentlich übersichtlicher auf, als es Biélsky mehr als dreißig Jahre zuvor noch getan hat. Es muss aber berücksichtigt werden, dass das aufbereitete Namensmaterial in Zuordnung und Orthographie dem Stand des 19. Jahrhunderts entspricht und bei der Verwendung einer entsprechenden Modernisierung bedarf.
Frigdian Schmolk (18. April 1842 - 5. Juli 1912)
Michael Faigl, Die Urkunden des regulirten Chorherrenstiftes Herzogenburg vom Jahre seiner Übertragung von St. Georgen: 1244 (Herzogenburg 1886) S. III-IV.
Schmolk trat am 31. August 1862 in das Augustiner Chorgerrenstift Herzogenburg ein und nahm die Profess am 30. September 1866. Nach einem Theologiestudium im Stift Klosterneuburg empfing er am 28. Juli 1867 die Priesterweihe bekleidete bis 1877 das eines Kuraten und Katecheten an der Stiftspfarre Herzogenburg. Ab 1875 wurde Schmolk zum Bibliothekar und Archivar bestellt, 1877 übernahm er noch dazu das Gast- und Küchenmeisteramt. Seit 1880 war er auch Novizenmeister. Am 29. August 1888 wurde Frigdian Schmolk zum Propst von Herzogenburg gewählt. Propst Schmolk entfaltete eine rege politische Tätigkeit auf Gemeinde-, Landes- und Reichsebene. Er war u.a. ab 1902 als Landmarschall von Niederösterreich Mitglied des NÖ Landtags. Kaiser Franz Josef berief ihn auf Lebenszeit als Reichsrat in das Herrenhaus des Parlaments.
Werke:
?Kurze Geschichte des Augustiner-Chorherren-Stiftes zum heiligen Georg in Herzogenburg, in: Brunner Sebastian, Ein Chorherrenbuch, Wien 1883, S. 200-263.
Literatur:
Berthold Otto Černík, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte in Österreich von 1600 bis auf den heutigen Tag, Wien 1905.
A. Erdinger, Wilhelm Biélsky, in: Österreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie, VII. Jg., Wien 1868.
Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonicatsstiftes St. Georgen in Unterösterreich. Von 1112 bis 1244, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen IX (Wien 1853) S. III-IV.
Vorbericht
Mit der Herausgabe der ältesten Urkunden des Stiftes St. Georgen von 1112 bis 1244, welche die altehrwürdigen und einzigen Überbleibsel des einst auf einer Donauinsel bestandenen Denkmales altdeutscher christlicher Andacht bilden, hoffe ich den Freunden der vaterländischen Geschichte eine angenehme Gabe darzureichen. Diese Urkunden gehören ja in den Zeitraum der babenbergischen Herrschaft in Österreich, welchen ein wackerer Forscher unserer Zeit „die Blüthe und den reinsten Ausdruck mittelalterlicher Zustände“ genannt hat. Mehre Urkunden sind mit Anmerkungen begleitet, die zwar oft dem vorgesteckten Ziele der Zeit weit vorgreifen, aber dennoch von Interesse sein dürften, und viele leicht jetzt schon, bevor eine weitere Fortsetzung des Begonnenen möglich wird, hie und da Licht oder Bestätigung gewonnener Forschungen verbreiten können. Wo die Citate mangeln, ist alles aus dem Archive des Stiftes entnommen; bei den übrigen Anführungen, die, weil ausser der Tendenz dieser Herausgabe, nicht häufig sind, ist die Quelle jedesmal angegeben.
Tirnstein den 18. October 1852.
Der Herausgeber.
Michael Faigl, Die Urkunden des regulirten Chorherrenstiftes Herzogenburg vom Jahre seiner Übertragung von St. Georgen: 1244 (Herzogenburg 1886) S. III-IV.
Die Urkunden, welche hier zur Ausgabe gelangen, schliessen sich an jene an, welche bereits im Jahre 1852 von dem Ordensmitbruder des Gefertigten, dem hochwürdigen Herrn Wilhelm Bielsky, unter dem Titel: Die ältesten Urkunden des Canonicatstiftes St. Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. — im IX. Bande des „Archivs für Kunde österreichischer Geschichtsquellen“ veröffentlicht wurden, und sind gewissermassen eine Fortsetzung derselben, wie ja auch das Chorherrenstift Herzogenburg eine Fortsetzung desjenigen ist, welches einst zu St. Georgen an der Donau bestanden hat. Dass aber der Zwischenraum zwischen jener ersten Abtheilung und dieser „Fortsetzung" so gross wurde, fällt nicht dem Gefertigten zur Last; er hatte seine Bearbeitung der vorliegenden Sammlung schon vor vielen Jahren im Manuscripte vollendet: in Folge verschiedener ungünstiger Umstände jedoch, die hier nicht näher zu erörtern sind, unterblieb bisher die Drucklegung; und wenn sich der Gefertigte auf neuerliche, mehrseitig an ihn ergangene Aufforderung jetzt noch zu einer so verspäteten Herausgabe entschloss, so geschah es eben nur aus dem Grunde, damit dasjenige, was solche Sammlungen der geschichtlichen Forschung zu bieten vermögen, ihr auch in diesem Falle nicht vorenthalten bleibe, und — damit auch das Stift Herzogenburg nicht länger vermisst werde in der Reihe jener geistlichen Genossenschaften Niederösterreichs, welche die Schätze ihrer Archive bereits durch Veröffentlichung zum Gemeingute der Wissenschaft gemacht haben. [IV]
Was nun die hier gebotenen Urkunden selbst betrifft, so sind sie sämmtlich dem Stiftsarchive entnommen, welches die Urschriften — mit wenigen Ausnahmen Originale auf Pergament — wohlgeordnet enthält. Wo der Gefertigte in der Lage war, zu dem Texte — sei es aus ungedruckten, sei es aus bereits gedruckten Quellen (die aber stets genau citirt sind) — eine Erläuterung zu geben, da glaubte er es thun zu sollen, und liess diese Anmerkungen in einem Anhange den Urkunden folgen. Mag auch manche von diesen Noten, besonders von denen aus gedruckten Quellen, dem gelehrten Fachmanne als überflüssig erscheinen, so ist dies vielleicht nicht der Fall bei anderen Lesern, denen jene Quellen nicht bekannt oder nicht zur Hand sind.
Endlich möchte der Gefertigte hier noch seinen wärmsten Dank sagen Allen, die ihn irgendwie bei diesem Werke gefördert, insbesondere aber seinem Oberen, dem hochwürdigsten Herrn Stiftspropste von Herzogenburg, Norbert Zach, der die Drucklegung nicht nur gestattet, sondern durch Zusicherung materieller Unterstützung auch wesentlich erleichtert hat.
Grafenwörth, den 17. März 1886.
Der Herausgeber
Dr. Karl Heinz, Email: karl.heinz @monasterium.net (Indizierung, Einleitung)
Mag. Helga Penz (Stiftsarchiv Herzogenburg), Email: helga.penz@ordensarchive.at (Datenbankerstellung)
(mit herzlichem Dank an Mag. Helga Penz und Dr. Christine Oppitz für die zahlreichen Hinweise)
http://documents.icar-us.eu/documents/2015/10/konkordanz-datum-signatur-herzogenburg.doc