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- Klostergeschichte
- Bestandsgeschichte/Quellen- und Forschungslage
- Literatur
- Benützte Editionen/Regestenwerke
- Weiter Informationen
Das Zisterzienserkloster Raitenhaslach, Filia von Salem und "älteste Gründung dieses Ordens auf altbayerischem Boden" (Krausen), liegt südlich von Burghausen an der Salzach, unmittelbar an der heutigen Grenze zu Oberösterreich (Innviertel). Das Kloster bestand bis zur allgemeinen Klostersäkularisation in Bayern 1803 fort. Die reiche mittelalterliche Überlieferung ist durch glückliche Umstände weitgehend erhalten, die Klostergeschichte durch Editionen, gedruckte Regesten und Literatur gut erschlossen. 1143 stifteten der Edelfreie Wolfer von Tegernbach und seine Ehefrau Hemma eine Zisterze in Schützing an der Alz, heute ein Ortsteil von Marktl am Inn. Ihr dortiges Gut und weiteren Besitz hatten sie dem Salzburger Erzbischof übereignet und diesem den Schutz der Gründung übertragen. 1145 wurde das Kloster in das bereits im späten 8. Jh. als Besitz der Salzburger Kirche belegte Pfarrdorf Raitenhaslach verlegt. "Non solum in territorio verum etiam in fundo Salzpurgensis ecclesie fundatum", genoß das Kloster besondere Förderung der Erzbischöfe und gelangte zu "rascher und andauernder Blüte".
Bereits 1149 erhielt Raitenhaslach Königsschutz. Nach einer ersten Schenkungswelle im 12. Jahrhundert verfügte Raitenhaslach über ausgedehnten Grundbesitz im Alztal, im Chiemgau bis in das Leukental, im Pinzgau und im Land zwischen Rott und Inn sowie Streubesitz jenseits der Salzach im Weilhartsforst. In Hallein erhielt es einen Salinenanteil, bei Krems an der Donau Weinbergbesitz (Schwaab, Krausen). Als sich im 13. Jahrhundert die bayerisch-salzburgische Grenze "eine Wegstunde südlich des Klosters" verfestigte, der Raum um den unteren Inn und die Salzach zunehmende Bedeutung gewann und nach 1255 das nahe Burghausen zweite Residenz der niederbayerischen Herzöge wurde, gelangte das Kloster zu besonderer Wertschätzung der Wittelsbacher und der mit ihnen verbundenen Adelsfamilien. Zwischen 1206 und 1350 stellten die Herzöge etwa 80 Urkunden zugunsten des Klosters Raitenhaslach aus, darunter die Verleihung limitierter Zollfreiheit auf den Mautstraßen des Herzogtums, Schutz vor Pfändung und Zitation vor fremdes Gericht. Neun Angehörigen des Herzogshauses diente Raitenhaslach als Grablege, als letztes 1502 der polnischen Königstochter Hedwig, der durch die Landshuter Hochzeit bekannt gewordenen Ehefrau des letzten niederbayerischen Herzogs Georg der Reiche. Der Abt gehörte zum Prälatenstand der bayerischen Landschaft und erhielt 1397 als erster bayerischer Zisterzienserabt das Recht der Pontifikalien. Entsprechend zählte Raitenhaslach im 13. und 14. Jahrhundert zu den "reichsten Klöstern Altbayerns" (Goez) mit weit nach Ober- und Niederösterreich reichendem Besitz sowie eigenen Häusern in Burghausen, Hallein und weiteren 12 Städten und Märkten.
Hingegen geriet im späten 15. und 16. Jahrhundert Raitenhaslach aus verschiedenen äußeren und inneren Ursachen in wirtschaftliche Notlage (Klosterbrand 1485, Landshuter Erbfolgekrieg 1505, landesherrliches Eingreifen und Resignation des Abtes 1474 und 1526, schließlich Klosterreform nach Einsetzung des Abtes von Gotteszell 1590). Eine Anzahl Besitzungen, darunter der Halleiner Salinenanteil, wurden verkauft.
Im späten 17. und 18. Jahrhundert erfolgten zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten, die Raitenhaslach als eine barocke Klosteranlage mit mittelalterlichem Kern erscheinen lassen. Nach Auflösung des Klosters 1803 wurde ein Großteil der Gebäude abgerissen, so der erst 1785 erstellte Bibliotheksbau, das Refektorium und der "Mathematische Turm". Nicht einmal ein Viertel des Baubestandes verblieb als Pfarrhof, Schule, Brauerei, Gaststätte und als private Wohnungen. Die Klosterkirche wurde 1806 Pfarrkirche des Ortes.
Eine nach dem Zweiten Weltkrieg begonnene Neubelebung des Klosters mit Zisterziensern aus Ossegg in Böhmen scheiterte nach dem Tod des Abtes Eberhard Harzer.
Im Zuge der Gebietsreform wurde 1978 die Gemeinde Raitenhaslach aufgelöst. Der Ortskern mit den Resten der Klosteranlage wurde der Stadt Burghausen angegliedert, der übrige Teil der Gemeinde Burgkirchen an der Alz. 1982 begann eine umfangreiche Gesamtrestaurierung der Klosterkirche.
Im Jahre 2003 ersteigerte die Stadt Burghausen die ehemaligen Klostergebäude mit Ausnahme des privat betriebenen Klostergasthofs). Die Außenanlagen wurden neu gestaltet, Freiflächen für wechselnde Kunstausstellungen angelegt. Eine Besichtigung und touristische Nutzung der Klosteranlage ist seit kurzem möglich.
Das älteste überlieferte Urkundenverzeichnis des Klosters entstand Anfang des 15. Jahrhunderts (KL Raitenhaslach Nr. 8 ¼), weitere Verzeichnisse stammen von 1596, aus der Mitte des 17. Jh., von 1673 und 1785. Aus ihnen lässt sich ersehen, dass nach der Säkularisation 1803 das umfangreiche Klosterarchiv mit reicher mittelalterlicher Überlieferung nahezu vollständig erhalten blieb – im Gegensatz zur Klosterbibliothek, deren weitgehender Verkauf "zum Kilopreis an Altpapierhändler" berichtet wird.
Die über 1400 Urkunden, davon 550 Urkunden vor dem Jahr 1401, befinden sich heute fast ausschließlich, weiteres Archivgut zum überwiegenden Teil im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in den Beständen Kloster Raitenhaslach Urkunden und Literalien (KL). Von letzteren seien besonders genannt ein Kopial- und Traditionsbuch von etwa 1177-1180 (KL Raitenhaslach 6), eine im frühen 14. Jahrhundert (KL Raitenhaslach 3 und 6a) beginnende Reihe von Kopialbüchern und mehrere spätmittelalterliche Urbare (KL Raitenhaslach 7, 7a, 8, 8 ¼), das älteste von 1334.
Anderes Raitenhaslacher Archivgut gelangte nach der Säkularisation in die Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, darunter ein weiteres spätmittelalterliches Urbar (Grundzinsbuch) von 1438 (Cgm 1517) und mehrere Kopialbücher. Genannt seien auch das älteste Necrologium des Klosters (Clm 1025), ein Heiltumsbuch (Cgm 1529) und ein Begräbnisbuch (Cgm 1823), alle aus dem 15. Jahrhundert, weitere Begräbnisbücher mit Wappen- und Porträtzeichnungen von Äbten und adligen Gönner (Cgm 1824-1826) sowie verschiedene Exemplare der "Annales Raittenhaslacensis monasterii" von Pater Johann Konrad Tachler (von 1610, erweitert 1612/1613, neubearbeitet 1738).
Das Stadtarchiv München verwahrt einen Sammelband "Raitenhaslachiana", der aus dem Besitz von Otto Titan von Hefner in die Archivaliensammlung des Historischen Vereins von Oberbayern gelangte (Urkunden 6247a-k).
Vorurkunden des 1454 verkauften Halleiner Salinenanteils liegen heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Weitere Urkunden Raitenhaslacher Provenienz befinden sich im Pfarrarchiv Raitenhaslach, in der Abteikapelle Prälatenstock Raitenhaslach, in der Kirche Marienberg, im Heimatmuseum Marktl am Inn (alles Stand 1989) sowie in der Sammlung Dr. med. Georg Paschacher in Tittmoning (Stand 1959).
Verschiedene Urkunden des noch bestehenden Klosters wurden unter dem Titel "Monumenta Raitenhaselacensia" 1764 und 1766 in Band 3 und 6 der Monumenta Boica abgedruckt. Erste "Regesten ungedruckter Urkunden zur Geschichte des Klosters Raitenhaslach" von Ernst Geiß erschienen 1847 im "Oberbayerischen Archiv". Das älteste Necrologium wurde 1904 von Sigismund Herzberg-Fränkel in den MGH Necrologia Germaniae teilediert, die Traditionen des Klosters 1938 von Karlheinz Dumrath in den Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte veröffentlicht. In der gleichen Reihe erschienen 1959 die älteren Urkunden bis 1350 in Vollabdruck oder Regest, bearbeitet von Edgar Krausen, der zuvor über die Wirtschaftsgeschichte Raitenhaslachs promoviert hatte.
Sehr eingehende Darlegungen zur Bestandsgeschichte und zur Quellen- und Forschungslage finden sich in der Einleitung dieser Arbeit sowie in den Kapiteln "Quellen, Literatur, Denkmäler" und "Archiv und Bibliothek" des von ihm verfassten Bandes der Germania Sacra. Die weiteren Kapitel dieses Bandes geben umfassende, aus den Quellen gewonnene Darstellungen der Klostergeschichte (historische Übersicht), der Verfassung einschließlich Beziehungen zu geistlichen und weltlichen Gewalten, des religiösen und geistigen Lebens und der Besitzgeschichte, gefolgt von Personallisten und erschlossen durch Namen- und Sachregister. In mehreren neueren Arbeiten wird der Forschungsstand konzise zusammengefasst.
Edgar KRAUSEN, Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach (= Germania Sacra. Neue Folge 11). Berlin und New York 1977
Otto VOLk, Salzproduktion und Salzhandel mittelalterlicher Zisterzienserklöster (= Vorträge und Forschungen Sonderband 30). Sigmaringen 1984
Wolfgang HOPFGARTNER, 1200 Jahre Raitenhaslach (= Burghauser Geschichtsblätter 43). Burghausen 1987
Sabine LEUTHEUSSER, Die barocken Ausstattungsprogramme der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirchen Waldsassen, Fürstenfeld und Raitenhaslach (= Tuduv-Studien Kunstgeschichte 61). München 1993
Ausstellungskatalog zur 850. Wiederkehr der Besiedelung des ehemaligen Zisterzienserklosters Raitenhaslach. Ausstellung im Chorgang, Zugang ehemalige Klosterkirche Raitenhaslach, Stadt Burghausen vom 25. Mai bis 30. Juni 1996. Ausstellung und Katalog von Wolfgang HOPFGARTNER, hrsg. von der Stadt Burghausen. Burghausen 1996
Elke GOEZ, Pragmatische Schriftlichkeit und Archivpflege der Zisterzienser. Ordenszentralismus und regionale Vielfalt, namentlich in Franken und Altbayern (1098-1525) (= Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter 17). Münster, Hamburg, London 2003, insbes. S. 56-60
Claudia SCHWAAB, Altötting (= Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern 63). München 2005, insbes. S. 208-230
Sandra VIEHBECK, Raitenhaslach, in: Handbuch der Historischen Stätten. Bayern I: Altbayern und Schwaben. Hrsg. von Hans-Michael Körner und Alois Schmid unter Mitarbeit von Martin Ott. Stuttgart 2006, S. 675
Edgar KRAUSEN, Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034-1350 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte N.F. 17). 2 Bde. München 1959
Edgar KRAUSEN, Regesten der Urkunden des Zisterzienserklosters Raitenhaslach 1351-1803. Burghausen 1989
BayHStA, Repertorium KU Raitenhaslach.
Die zunächst auf die Bestände Klosterurkunden Raitenhaslach, Gerichtsurkunden, Raritäten-, Fürsten-, Kaiser- und Kaiser-Ludwig-Selekt aufgeteilten Urkunden wurden 1951-1954 provenienzmäßig wieder zusammengelegt und bilden seitdem den Bestand Kloster Raitenhaslach Urkunden.
Die Urkunden wurden in chronologischer Folge durchnumeriert (Nr. 1-1354) und von Edgar Krausen gemäß den Regestierungsvorschriften der Bayerischen Archivverwaltung regestiert: Alle Orts- und Familiennamen sind buchstabengetreu wiedergegeben, die Vornamen zumeist in leicht modernisierter Form. Die Auflösung der Orts- und Personennamen erfolgte im Orts- und Personenverzeichnis. Die im Original vorhandenen Urkunden sowie Stücke, von denen eine Fotokopie anstelle des verloren gegangenen Originals in der Urkundentasche vorliegt, erhielten eine volle Nummer, auf kopialer Überlieferung beruhende Regesten die Unternummern a, b, c usw. Informatorisch aufgenommen wurden zudem Regesten der im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, im Pfarrarchiv zu Raitenhaslach und weiteren zerstreuten Stellen befindlichen Urkunden Raitenhaslacher Provenienz. Die Regesten liegen als zweibändiges maschinenschriftliches Findbuch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv vor, dazu ein separater Registerband. Die Urkunden bis zum Jahre 1350 (Nr. 1-474) bilden den Hauptteil der insgesamt 747 Nummern umfassenden, in der Reihe "Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte" gedruckten Arbeit "Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034-1350". Überwiegend finden sich dort Vollabdrucke der Urkundentexte, nahezu vollständig für die Überlieferung aus dem Bestand Kloster Raitenhaslach Urkunden (zu den angewendeten Grundsätzen für Vollabdruck oder Regest Einleitung S. 10f.*). Eine auf Abdruck von Regesten Edgar Krausens beschränkte Fortsetzung für die Zeit von 1351 bis zur Aufhebung des Klosters 1803 erschien 1989 postum dank der Bemühungen des Heimatvereins Burghausen. Von den insgesamt 1000 Regesten betreffen 966 Regesten Urkunden aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Kloster Raitenhaslach Urkunden Nr. 475-1354). Als Nr. 1355-1405 angehängt wurden 50 Vorurkunden des 1602 vom oberösterreichischen Kloster Mondsee angekauften Besitzes um Munderfing südlich Mattighofen im Innviertel. Bis 1969 bildeten sie den Bestand KU Mondsee. Im Februar 2008 wurden sie von Martin Armgart im Rahmen des DFG-Projektes "Urkundenportal" mit Kurzregesten erschlossen. Weitere, bereits durch Regesten im Findbuch erschlossene Nachträge stammen ebenfalls aus dem Bestand KU Mondsee (Nr. 1406f., darunter die Verkaufsurkunde von 1602), aus den Gerichtsurkunden-Beständen (Nr. 1408-1410, GU Biburg und GU Braunau) und aus den Klosterliteralien Raitenhaslach (Nr. 1411f.). Die größte Zahl an Nachträgen (Nr. 1412-1436) bilden Einbandmakulaturen, die 1971 von Klosterliteralien und Briefprotokollbänden des Klosters abgelöst wurden. Sie reichen bis ins Jahr 1371 zurück. Für das Projekt Monasterium.Net wurden die gedruckt vorliegenden Vollabdrucke bzw. Regesten von Edgar Krausen zugrunde gelegt. Für die wenigen dort fehlenden Urkunden wurde auf das Findbuch zurückgegriffen, 50 Urkunden mittels Kurzregesten neu verzeichnet.
Informationen zum Zisterzienserstift Raitenhaslach auf der Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte finden Sie hier