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- Die Urkunden des Zentralarchivs des Deutschen Ordens (DOZA) Wien
- Verzeichnis der hauptamtlichen Archivare des Deutschordenszentralarchivs seit 1854
- Anmerkungen:
Das Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien ist vor dem Hintergrund der Geschichte des 1190 gegründeten Deutschen Ordens ein recht junges Archiv.1 Der Grund liegt im wechselvollen Geschick des Hochmeistertums im Verlauf jener acht Jahrhunderte. Akkon, Montfort, Venedig, Marienburg, Königsberg, Mergentheim, Wien - die Zahl der Ordenszentralen im Laufe der Zeit ist groß. Die Wahl dieser Zentralen erfolgte in den meisten Fällen - Venedig, Königsberg, Mergentheim und Wien - nicht freiwillig, sondern unter kriegerischen Begleitumständen, verbunden mit politischen Einschnitten und territorialen Verlusten. Dadurch ergaben sich stets Probleme auch für das Archiv am Sitz des Hochmeisters.
Selbstverständlich bemühte sich die jeweilige Zentrale, ihre wichtigsten Rechtstitel greifbar zu haben und hat somit einen wachsenden Fundus an Geschäftsschriftgut angehäuft. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Spezifikum des Deutschen Ordens, war doch schriftgestützte Verwaltung in jener Zeit "Kennzeichen einer neuartigen, nahezu allen religiösen Verbänden gemeinsamen Organisationsstruktur geworden".2 Obwohl vergleichende Untersuchungen fehlen, lässt sich doch vom Beispiel der Zisterzienser ausgehend manche Parallele beim Deutschen Orden wiederfinden. Denn beide Orden waren auf Dauer sowie überörtlich angelegt, im Gegensatz etwa zu Benediktinerklöstern in ihrer örtlichen Bindung. "Von Anfang an legten die Zisterzienser überall in ihren Niederlassungen Wert auf dauerhafte Sicherung der eigenen Rechtstitel, und das bedeutete: auf sorgfältig archivierte, schriftliche Dokumentation."3 Dabei wurden allerdings keine entsprechenden Generalkapitelbeschlüsse gefasst, auch in den Statuten finden sich vor dem Ende des 15. Jahrhunderts keine Archivierungsvorschriften, konkreter gefasst wurden sie sogar erst 1567. Dasselbe lässt sich für den Deutschen Orden feststellen, wobei hier noch eine deutliche Zeitverschiebung bis ins 17. Jahrhundert vorliegt.4 Doch bereits im 13. Jahrhundert wurden Generalprivilegien der Zisterzienser zentral in Citeaux gesammelt, während andererseits den einzelnen Niederlassungen hinsichtlich der Urkunden "weitgehend freie Hand gelassen" blieb.5 Bei den Zentralisierungsbestrebungen gab es für Zisterzienser wie Deutschen Orden jedoch gravierende Einschnitte. So ist das Zentralarchiv der Zisterzienser in Citeaux im 17. und 18. Jahrhundert weitgehend verlorengegangen; für den Deutschen Orden boten die häufigen Wechsel im zentralen Sitz die entscheidenden Zäsuren. So spiegelt sich in der Geschichte des Hochmeistertums6 auch weitgehend eine Geschichte der zentralen Archivüberlieferung des Ordens.
Der Deutsche Orden hat seine frühen Privilegien, Verleihungen und Verträge sicherlich am Sitz der Ordensleitung aufbewahrt, anfangs in Akkon, dann in Montfort, auch wenn wir darüber nichts wissen. Allerdings dürfen wir bei der allmählichen Vermehrung der Ordensniederlassungen nicht davon ausgehen, dass er grundsätzlich alle Urkunden im Hl. Land zentralisierte, auch wenn wir keine plausiblen Kriterien zu entwickeln vermögen, nach denen bestimmte Stücke an bestimmten Orten aufbewahrt wurden, sofern sie nicht speziell diese Orte betrafen. Bereits sehr früh hat man abschriftliche Zusammenstellungen der wichtigsten Urkunden vorgenommen,7 wobei die Diskussion um die Entstehung der einzelnen Teile des von Ernst Strehlke edierten Codex durch Hans Eberhard Mayer zeigt, in welch problematischem Raum wir uns bewegen im Versuch, Aufbewahrungsorte der Originale und Entstehung der Abschriften zu klären. Denn Mayer nimmt als Lagerort der Originale Venedig, Barletta, Marburg, Köln, Koblenz, Mecheln, Alden Biesen, Utrecht und Trier an. Das wird noch erschwert durch die Tatsache, dass für viele Originale Mehrfachüberlieferung anzusetzen ist, auch wenn ein Großteil der Stücke heute nicht mehr existiert.8 Außerdem steht grundsätzlich die Frage dahinter, wann und zu welchem Zweck die Originale oder die Abschriften benötigt wurden - die Möglichkeiten in der bewegten Geschichte des Ordens sind vielfältig.
Mayer kommt jedenfalls zu der These, dass das erste und damals einzige Archiv des Ordens sich in Akkon befand. Mit der Ausbreitung des Ordens habe die Dezentralisierung der Urkundenaufbewahrung begonnen; einzelne Niederlassungen entwickelten ihre eigenen Archive, wenngleich das archivalische Zentrum sich weiterhin in Akkon befand. In Akkon bzw. der noch unter Hermann von Salza zum Zentrum gewordenen Burg Montfort war man natürlich daran interessiert, den Gesamtüberblick über die Ordensprivilegien und -besitzungen nicht zu verlieren. Doch aufgrund der intensiven Reisediplomatie Hermanns von Salza als Hochmeister, der selten im Hl. Land, jedoch regelmäßig in Süditalien anzutreffen war, dürften sich dort weitere Schwerpunkte der Urkundenüberlieferung gebildet haben.9 Barletta wird als "eine Art von provisorischem Hochmeisterarchiv außerhalb des Heiligen Landes" vermutet.10 Die Auseinandersetzungen innerhalb des Ordens um die politische Entwicklungsrichtung und damit um sein Zentrum - nicht zuletzt am Aufenthaltsort des Hochmeisters festgemacht - sind früh anzusetzen, bereits in den ausgehenden 30er und den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts, nicht erst in der Zeit des Verlusts des Hl. Landes.11 Sie haben die Wahl der Aufbewahrungsorte der Originalurkunden, aber auch die Anfertigung erster Urkundenabschriften beeinflusst,12 und die Urkunden, falls es sinnvoll erschien, auch um regional bezogene Fälschungen vermehrt.13
Eigentlich konnte das Problem eines zentralen Archives erst in dem Augenblick eine Lösung erfahren, in dem der Hochmeister einen festen, dauerhaften Sitz einnahm, d.h. nicht mehr im 13. Jahrhundert. Montfort kam dafür nicht infrage, wie die Auseinandersetzungen innerhalb des Ordens zeigen. Dass dort aufbewahrte Archivalien nach Belagerung und Einnahme der Burg durch die Truppen von Sultan Baibars 1271 überdauert haben, ist unwahrscheinlich, zumindest nicht nachweisbar. Dasselbe gilt für die Situation in Akkon beim Fall der Stadt 1291, den wohl kein Ordensbruder überlebt hat.14 Urkunden, die ursprünglich im Hl. Land aufbewahrt wurden, können nur vor 1291 nach Italien verbracht worden sein.15
Nach dem Verlust Akkons wurde Venedig Sitz des Hochmeisters.16 Hier dürften auch die wichtigsten Archivalien des Ordens gelagert worden sein. Doch ist nun ein wesentlicher mittelalterlicher Grundsatz erkennbar: Urkunden galten damals nicht als historische Zeugnisse, sondern ausschließlich als rechtliche Beweismittel. Änderte sich die Rechtsposition grundlegend oder machten politische Entwicklungen die Aufrechterhaltung älterer Rechtspositionen unmöglich, verlor man das Interesse an den darauf bezogenen Urkunden. Dementsprechend nahm der Hochmeister bei seiner Übersiedlung von Venedig nach Marienburg in Preußen 1309 keineswegs den gesamten Urkundenfundus mit oder holte ihn später nach. Die Urkunden verblieben vielmehr bis 1366 in der Sakristei der Ordenskirche SS. Trinità in Venedig.17 Der Rektor der Kirche verpfändete 1365 sogar die an den Urkunden hängenden Goldbullen einem Bankier, was die damalige Einschätzung des rechtlichen Wertes der dort lagernden Urkunden bestens beleuchtet.18 In der Folgezeit geriet das Archiv völlig in Vergessenheit, so dass es sich dem Generalprokurator des Ordens Johann Tiergart, als er 1422 die Kommende Venedig aufsuchte, als ein überraschender Zufallsfund bot.19 Das änderte nichts daran, dass das ehemals hochmeisterliche Archiv weiterhin in Venedig blieb, angereichert durch die typischen Urkunden und Akten eines Kommendearchivs.20 Die Reste, die den Lauf der Jahrhunderte überdauert haben, liegen noch heute im Staatsarchiv Venedig.
Nach der Übersiedlung des Hochmeisters nach Marienburg entwickelte sich dort im 14. Jahrhundert ein Verwaltungszentrum besonderer Art. Aktenführung und Archiv waren - ablesbar an den noch heute erhaltenen Zeugnissen - von ganz besonderer Qualität in Europa und umfassten den längsten Zeitraum der mittelalterlichen Ordensexistenz.21 Als während des 13jährigen Krieges mit den preußischen Ständen und Polen der Hochmeister 1457 Marienburg verlassen und seinen Sitz in Königsberg nehmen musste, wurde ein Großteil des Marienburger Archives verlagert und gelangte spätestens 1469 in die zur Komturei Königsberg gehörende samländische Ordensburg Tapiau. Nur die neueren Bestände befanden sich am Kanzleisitz Königsberg. Der Orden verlor 1525 mit der Neuordnung der Rechtsverhältnisse des dem Orden nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 verbliebenen Restes von Preußen durch Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Lehnsmann des polnischen Königs, verbunden mit dem Übertritt zur Konfession Martin Luthers, gleichermaßen seinen Oberen wie das bis dahin zentrale Territorium. Ebenso ging er des zentralen Hochmeisterarchivs verlustig, dessen ältere Bestände bis zu ihrer Verbringung nach Königsberg 1722 in Tapiau verblieben.22 Allerdings muss vermerkt werden, dass dieses Archiv immer stärker zum Regionalarchiv für Preußen geworden war, wie auch der Hochmeister sich immer mehr zum dortigen Territorialherrn entwickelt hatte; parallel dazu ist die Verselbständigung der beiden anderen Ordenszweige in Livland und im Reich seit dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts zu sehen.
Gilt das für die Herrschaftsstrukturen innerhalb des Ordens, so lässt es sich auch für sein Archivwesen feststellen. Die dezentrale Aufbewahrung der Urkunden, die bereits im 13. Jahrhundert existierte, bedeutete in der Folgezeit eine noch stärkere Entwicklung der regionalen Balleiarchive,23 aber auch von Kommendenarchiven. Axel Ehlers hat das anhand der Überlieferung der Ablassprivilegien des Ordens sehr gut dargestellt.24 Urkunden wurden dort aufbewahrt, wo man sie benötigte. Das galt nicht nur für ortsbezogene Stücke, sondern ebenso für allgemeine Privilegien. Probleme entstanden, wenn bestimmte Privilegien an anderem Ort gebraucht wurden. Deshalb ist immer wieder, besonders aber zu Beginn des 15. Jahrhunderts, versucht worden, eine Zentralisierung der Überlieferung zu erreichen und gleichzeitig die Überlieferung vor Ort handhabbar zu machen durch die Anlage von Kopiaren.25 Hinzu kam der Versuch Hochmeister Pauls von Rusdorf, die wichtigsten Privilegien des Ordens aus der Zeit vor der Übersiedlung des Hochmeisters nach Marienburg für die dortige Zentrale in Kopiaren zusammenzufassen, nebst Hinweis auf den Lagerort der Originale.26 Gleichzeitig sind aber auch Originalurkunden an Prozessorte verbracht worden, wie vielleicht zum Kaiserhof nach Wien. Auf diese Weise erklärt sich möglicherweise die Existenz regional völlig fremder Urkunden im ehemaligen österreichischen Balleiarchiv und somit dem heutigen Zentralarchiv des Ordens, für die eine direkte Abgabe im 19. Jahrhundert nach dort auszuschließen ist, sofern jene nicht vorher in Mergentheim gelagert waren und auf diesem Weg nach Wien gekommen sind.
Die Vielzahl von Kommendearchiven lässt sich noch heute in der Überlieferung der Ordensurkunden nachverfolgen. So hat das Hauptstaatsarchiv München in den letzten Jahren die im 19. Jahrhundert dort im Fundus "Ritterorden" zentralisierten Urkunden auch des Deutschen Ordens systematisch auf ihre Provenienz untersucht und sie in die jeweilige Region zurückgeführt, so dass in den regional zuständigen Archiven wieder umfangreiche Komplexe an Ordensurkunden anzutreffen sind. Die im Laufe der Jahrhunderte anzusetzenden Verluste eingerechnet zeigt dies, wie umfangreich die ehemaligen Kommendearchive gewesen sind.
Nach der Säkularisation des preußischen Ordenszweiges und des damit verbundenen Verlusts des Hochmeisterarchivs 1525 ermöglichte die dezentrale Überlieferung aber auch den erneuten Aufbau eines zentralen Archivs am neuen Meistersitz Mergentheim. Das war umso nötiger, als das für den deutschen Ordenszweig wichtige Deutschmeisterarchiv auf Burg Horneck oberhalb Gundelsheim im Bauernkrieg weitgehend zerstört worden war.27 Es ist bezeichnend, dass fast zeitgleich mit der endgültigen Überlassung Mergentheims an den Meister seitens der Ballei Franken die erste Neubaumaßnahme ein Kanzlei- und Archivbau war.28
Nach dem Hl. Land, Venedig und Preußen entstand hier also ein viertes Mal ein zentrales Archiv des Ordens. Anders als bisher feststellbar diente als Grundstock ein mittelalterliches Kommendenarchiv, das um wenige gerettete Bestände aus Horneck ergänzt wurde.29 Die Intention war, hier ein wirkliches Zentralarchiv für den Orden zu errichten, wozu sogar das Großkapitel 1671 und 1736 besondere Beschlüsse fasste: Die Kommenden hatten nicht benötigte Originalurkunden an die Balleizentralen abzugeben, von den wichtigsten Dokumenten sollten beglaubigte Abschriften nach Mergentheim geschickt werden.30 Wie die erhaltene Archivüberlieferung zeigt, sind die Beschlüsse auch realisiert worden.31 Im Zuge von Zentralisierungsbestrebungen erfolgte 1789 die Inkorporation der Ballei Franken in das Meistertum.32 Daraufhin wurde das Balleiarchiv aus der Landkommende Ellingen, wie auch deren Bibliothek,33 nach Mergentheim verbracht und in die dortigen Bestände integriert.34 Das Generalkapitel 1791 befasste sich nochmals ausführlich mit der Archivsituation, sowohl die zukünftige Form der Kooperation zwischen Balleien und Hauptarchiv als auch die baulichen Konsequenzen in Mergentheim betreffend.35 Die Beschlüsse wurden in den Folgejahren durch das Vordringen der französischen Revolutionsarmeen in den linksrheinischen Raum zwar nicht umgesetzt, doch kamen nun große Teile der Balleiarchive der Balleien Koblenz, Lothringen und Biesen nach Mergentheim, wie der Geheime Rat Pol(t)zer, letzter Mergentheimer Ordensarchivar, 1809 in seinem Gutachten für den württembergischen König schrieb.36
Die von Polzer beschworene notwendige Einheit des Mergentheimer Archivkomplexes blieb jedoch nicht mehr lange erhalten. Im Zuge der napoleonischen Kriege und der Vertreibung des Ordens aus dem zusammenbrechenden Heiligen Römischen Reich deutscher Nation auf seine Rückzugsposition in den habsburgischen Erblanden hatte der Hochmeister seinen Sitz verlegen müssen, nunmehr nach Wien. Das Mergentheimer Archiv wurde ab 1809 zerschlagen, seine Bestände fielen nach dem Prinzip der regionalen Zugehörigkeit der ehemaligen Ordensbesitzungen an die Nachfolgestaaten des Ordens.37 Der größte Teil gelangte in württembergischen Besitz. Der König von Württemberg, die übrigen beteiligten Souveraine und der Hoch- und Deutschmeister schlossen am 15. August 1813 einen Vertrag, der bis 1816 von Württemberg, Bayern und Hessen-Darmstadt ratifiziert wurde, nach dem auch der Archivalienverbleib geregelt wurde.38 Doch bedurfte es der Aktivitäten des Ordens ab 1825,39 bis endlich im Juli 1830 erste Bestände des ehemaligen Mergentheimer Archivs aus Stuttgart und Mergentheim nach Wien gelangten. Dabei sollte es sich um die Bestände handeln, die nicht regional gebunden waren, sondern den Orden als Korporation, in seiner Gesamtheit betrafen, alle die Ordensverfassung und seine Mitglieder berührenden Akten, alle Akten über den weiterhin existierenden Ordensbesitz bzw. Besitz außerhalb der Grenzen der Rheinbundstaaten, die Geheimen Kanzlei- und Kabinettsakten, Stammbäume und Ahnenproben, Siegel und Münzstempel.40 1830/31, 1859 und 1907 erfolgte die Realisierung der Vereinbarungen. Mit diesen drei großen Abgaben nach Wien wurde auch die materielle Substanz des Mergentheimer Archivs als Ordenshauptarchiv an das neue Deutschordens-Zentralarchiv transferiert.41
In Wien trafen diese Teilbestände des ehemaligen Mergentheimer Hauptarchivs des Ordens auf einen anderen Archivstrang, den der Ballei Österreich. Die Landkommende der Ballei hatte, wie die übrigen Kommenden des Ordens, bereits im Mittelalter ihr eigenes Archiv, auch wenn wir darüber nur sehr wenig wissen. Von 1344 ist eine Urkunde überliefert, in der Bürgermeister und Rat der Stadt Wien die Übernahme eines Depositums mit Urkunden und Geschäftsakten eines Wiener Bürgers aus dem Balleiarchiv bestätigen.42 Auch das Vorhandensein vieler neumärkischer Urkunden im Original im heutigen Zentralarchiv könnte für die Existenz des mittelalterlichen Balleiarchivs sprechen: Sie wurden vielleicht als Beweisstücke am Kaiserhof benötigt und entweder nicht der Gefahr des Rücktransports ausgesetzt oder vorsichtshalber für eine später erneut mögliche Vorlage im Balleiarchiv belassen; allerdings bedarf gerade der neumärkische Komplex noch näherer Untersuchung.43
Vom Beginn des 17. Jahrhunderts erst stammt die nächste Nachricht über die Existenz des Balleiarchivs, wieder anlässlich einer Aktenübergabe.44 Einige wenige Nachrichten von 1678, 1726 und 1777 belegen das Vorhandensein des Archivs, wenngleich es offenbar an der Betreuung mangelte. Die Agonie des Ordens im napoleonischen Zeitalter45 und vor seiner allmählichen Wiederbelebung seit 183446 ließ das Archiv nicht gerade in den Mittelpunkt des Interesses geraten, auch wenn 1830 die erste Archivalienabgabe aus Stuttgart und Mergentheim erfolgte. Denn diese blieb noch weitere zwei Jahrzehnte in Kisten verpackt in einem Raum im Erdgeschoss des Deutschen Hauses stehen, in dem bis 1855 das Balleiarchiv untergebracht war.
Erst ab 1852 kümmerte sich Hochmeister Maximilian Joseph von Österreich-Este um das Archiv. 1853 war es noch in einem Zustande, der jede Forschung unmöglich machte, wie Johannes Voigt im Vorwort zum ersten Band seiner Balleiengeschichte schrieb.47 Der Hochmeister berief den mährischen Benediktinerpater Beda Dudik nach Wien, der 1854 die Arbeit aufnahm, das Archiv zu ordnen und in einen benutzbaren Zustand zu versetzen mit dem Ziel, daraus das zentrale Ordensarchiv entstehen zu lassen.48 Dudik entwickelte die Vision, das vorhandene Archiv womöglich durch Copien der im gesammten Österr. Kaiserstaate zerstreuten und dann uiberhaupt aller auf den Orden Bezug nehmenden Urkunden zu ergänzen.49
Zu den Beständen des Balleiarchivs, dessen Werden z.B. durch Abgaben einzelner Kommenden vor der Zeit Dudiks wir bislang nichts wissen, traten im Verlauf von acht Jahrzehnten folgende Abgaben hinzu, wobei auch hier für Vollständigkeit der Angaben nicht garantiert werden kann:50
1830/31 die württembergischen Abgaben aus Mergentheim und Stuttgart;
1853 Archivalien aus der Statthalterei Freudenthal;
1854 die von Balleirat Bachem über mehrere Zwischenstationen aus der Ballei Biesen 1805 nach Frankfurt in die dortige Kommende geflüchteten Archivalien;51
1855 die Urkunden aus dem Archiv der Ballei An der Etsch und im Gebirge aus der Landkommende Weggenstein in Bozen;<br /><br /> 1856 weitere Archivalien aus Freudenthal;
1858/59 eine weitere, umfangreiche württembergische Abgabe aus Mergentheim;
1859 kamen die Sammlung des ehemaligen württembergischen Archivars in Mergentheim Paul Anton Breitenbach (+1834) über seinen Neffen Anton Breitenbach sowie
1869 Urkunden aus dem Besitz von Prof. Dr. Johann Heinrich Hennes52 in Mainz als käuflich erworbene Komplexe hinzu;
1874 erfolgte zwischen Preußen und Österreich ein Archivalienaustausch, der dem Archiv allein für das Mittelalter über 80 Urkunden aus Eger einbrachte;
1880 Urkunden aus der Kommende Lengmoos;
1881 die Archivalien der Kommende Frankfurt am Main anlässlich deren Verkaufs an die Katholische Kirchengemeinde;53
1902 kamen 6 Kisten als Archivrest aus Friesach,54 also müssen Abgaben österreichischer Kommenden bereits früher stattgefunden haben;
1907 erfolgte eine Urkunden- und Aktenschenkung des Königs von Württemberg zur endgültigen Beständebereinigung; im selben Jahr schenkte Prof. Michael Mayr etliche Urkunden, die das Ultental in Südtirol betreffen, nicht jedoch den Orden;
1909 weitere Archivalien der Ballei An der Etsch und der Kommende Lengmoos;
1912 umfangreiche Bestände der Kommende Laibach;
1913/14 die Urkundenbestände der Ordenspfarreien der Ballei An der Etsch;
nach 1919 (?) Urkunden aus dem Besitz von P. Hermann Wieser OT.55
weitere Einzelschenkungen, z.B. von Moritz von Weittenhiller oder Pettenegg, sind nicht genauer datiert.
Diese Aufstellung verdeutlicht, dass das Zentralarchiv des Deutschen Ordens zum allergrößten Teil aus Bruchstücken besteht, die nur künstlich gesammelt und zentralisiert sind, wobei die einzelnen Bestände unter sich vielfach keinen Zusammenhang haben.56 Das Archiv ist heute das hochmeisterliche Archiv, während die einzelnen Ordensprovinzen weiterhin eigene Archive besitzen. Ein eigentliches Zentralarchiv des Ordens ist es, wie im Mittelalter, auch heute nicht, sondern ein Sammlungsarchiv.
Die Bestände sind demgemäß ganz unterschiedlicher Natur, dadurch jedoch nicht weniger wertvoll.57 Das Problem des Archivs lag stets auf zwei Ebenen. Zum einen erwiesen sich die Räume oft als ungeeignet oder reichten nicht aus, so dass eine sachgerechte Aufstellung immer schwierig war. Damit kämpfte bereits der erste hauptamtliche Archivar Beda Dudik, und erst in jüngster Zeit hat es mit der Neuaufstellung umfangreicher Aktenbestände der Ballei Österreich durch P. Bernhard Demel OT einen in etwa zufriedenstellenden Abschluss gegeben, wenngleich in Zukunft zu erwartende Archivalienaufnahmen erneut Probleme schaffen werden. Zum zweiten standen und stehen nach wie vor Ordnungsarbeiten an, die den Archivar anders als bei einem aus der Verwaltung heraus gewachsenen Archiv vor erhebliche Organisations- und Verzeichnungsprobleme stellen. Dabei geht die Grundordnung auf Beda Dudik zurück, der das neu aufzubauende Zentralarchiv von 1854 bis 1857 führte. Sein Verdienst ist nicht hoch genug zu veranschlagen, auch wenn er seine Vision von 1852 nicht hat realisieren können. Doch brachte er System in das Chaos eines Balleiarchivs, vermehrt um die Urkunden- und Aktenabgaben der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach vier Kriterien: Alle sich auf Ordensritter beziehende Archivalien sollten in Form von "Biographien" zusammengeführt werden. Die Handschriften waren in einer eigenen Abteilung zu vereinigen. Die Akten sollten nach Materien und Balleien in Gruppen aufgeteilt bzw. zusammengeführt werden. Für die Pergamenturkunden war, sofern sie nicht in einem Aktenkonvolut in einen bestimmten Zusammenhang gehörten, Aufstellung in einer ausschließlich chronologisch geordneten Abteilung vorgesehen.58 So ließen sich auch die Zuwächse des Archivs, die Dudik in noch viel größerem Maße erhofft hatte, als sie schließlich eintraten, sinnvoll eingliedern. Allerdings bedürfte es inzwischen etlicher Korrekturen in den Zuordnungen, die dem Benediktiner aus Mähren teilweise schwerfielen. So enthielt beispielsweise die Aktenabteilung Utrecht bis vor kurzem überwiegend Material für die Ballei Biesen.59 Vor einer Neuordnung von Beständen ist jedoch stets noch wichtiger die Anlage von Findbehelfen, um den Zugang zu den Archivalien zu ermöglichen.
Um Findbehelfe haben sich die Archivare des 19. und 20. Jahrhunderts fast alle bemüht, sofern der Abschluss von Ordnungsarbeiten dies zuließ. Die "Biographien" waren bereits 1887, als der damalige Kanzleileiter - auch zuständig für das Ordenszentralarchiv, das von 1883-1893 keinen eigenen Archivar hatte - und Ordensritter Eduard Gaston Graf Pettenegg seine Urkundenregesten herausgab, durch dessen Vorgänger Leopold Nedopil bestens erfasst: so erfordert diese Abtheilung zu ihrer Vollkommenheit nichts weiter.60 An dieser Form der Zugänglichkeit hat sich bis heute nichts geändert.
Bei anderen Aktenabteilungen dauerte es rund hundert Jahre länger, bis gedruckte Hilfsmittel die Information auch außerhalb des Archivs zuließen. Als der Orden nach dem Zweiten Weltkrieg sich einigermaßen konsolidiert hatte, ging er daran, die Schätze seiner Geschichte und seines Archivs bekannter zu machen. Da der damalige Archivar und Ordenspriester Klemens Wieser (1961-1968) mit Vorträgen und kurzen Aufsätzen Anfang der 60er Jahre über die Archivbestände zur Benutzung anregen wollte,61 schuf er neben maschinenschriftlichen Findbüchern, die bis heute die Benutzungsgrundlage der Aktenabteilungen bilden, auch gedruckte Arbeitshilfen. Er veröffentlichte 1967 das Findbuch für die schlesisch-mährischen Archivalien62 sowie 1969 und 1972 Regesten zu den Abteilungen Preußen und Livland.63 Sein Nachfolger, Ordenspriester Bernhard Demel, veröffentlichte 2001 ebenfalls ein Findbuch zweier kleinerer Aktenabteilungen.64 Einen Sonderbestand des Archivs, die Siegelstempel, hatte bereits 1952 der Archivmitarbeiter Walter Pillich publiziert.65
Immer stärker in ihrer Bedeutung erkannt wurde die Abteilung Urkunden. Die Urkunden, unter denen sich zahlreiche Kaiser-, Königs- und Papsturkunden befinden, betreffen beinahe sämtliche einstigen und jetzigen Besitzungen des Ordens von Livland bis Sizilien, vom heutigen Holland über Siebenbürgen bis ins Heilige Land.66 Diese Aussage von 1964 galt bereits zu Petteneggs Zeiten. Damals waren sie geordnet nach Altbestand, Frankfurter Abgabe (1881) und Lengmooser Abgabe (1880), also noch nicht chronologisch fortlaufend aufgestellt. Das hing wohl mit der nur zum Teil vorgenommenen Regestierung - über den seit 1857 von 2.400 auf nunmehr 2.522 Stück angewachsenen Altbestand existierte ein Zettelkatalog -, der jeweils fortlaufenden Numerierung der beiden Einzelbestände und der Existenz noch nicht genauer ausgewerteter anderer Erwerbungen zusammen. Darauf baute Pettenegg auf, als er 1887 ein Regestenwerk über diese Abteilung veröffentlichte.67 Er gibt diese ältere Zählung noch an: Zuerst steht die Nummer seines Zettelkatalogs, dann folgt in Klammern a für Altbestand, F für Frankfurt und L für Lengmoos mit jeweils eigener Zählung; ohne Klammerzusatz hat er die Stücke sonstiger Provenienz aufgenommen. Sein Werk enthält 2.964 Nummern.68 979 Nummern sollten in einem zweiten Band gemeinsam mit den Registern folgen, was jedoch unterblieb. Der gesichtete und benutzbare Urkundenbestand betrug 1887 also 3.943 Stück. Dabei birgt die Definition des Altbestandes Probleme in sich. Man sollte annehmen, dass in ihm alle Abgaben bis einschließlich 1880/81 mit Ausnahme von Lengmoos und Frankfurt aufgenommen waren. Das scheint jedoch nicht so zu sein, wie manche Stücke signalisieren; es sieht vielmehr aus, als wären z.B. Mergentheimer Urkunden teilweise im Altbestand erfasst, teilweise auch bereits in Wien gewesen, aber noch nicht erfasst worden. Letzteres wird auch deutlich an den von Hennes 1869 erworbenen Urkunden, die ebenfalls bei Dudik noch nicht aufscheinen. Diese Frage bedarf somit noch einer genaueren Klärung. Eindeutig ist jedoch, dass unter Altbestand nicht das ursprüngliche Archiv der Ballei Österreich zu verstehen ist, sondern sehr wohl bereits andere, im 19. Jahrhundert, vor dem Erscheinen von Petteneggs Regestenwerk, hinzugekommene Stücke eingeschlossen sind; insofern ist der Begriff Altbestand also schillernd.
Die Abgaben am Anfang des 20. Jahrhunderts haben offensichtlich einen erheblichen Zuwachs gerade auch im Urkundenbereich gebracht, schätzte doch Wieser 1964 in Anlehnung an Tumlers in der handschriftlichen Fassung seiner Regestierung vorhandenes Vorwort den Gesamtumfang auf etwa 12.000 Stück.69 Damit bot das Regestenwerk von Pettenegg nur den Zugriff auf etwa ein Viertel des Bestandes. Auch innerhalb des Archivs scheint die unterschiedliche Erfassung der verschiedenen, am Anfang des 20. Jahrhunderts hinzugekommenen Komplexe ein Problem bereitet zu haben. Der damalige Archivleiter Vinzenz Schindler (1903-1932) hatte zwar 1921 eine Regestenveröffentlichung von Urkunden des Archivs zur Geschichte der Stadt Wien vorgelegt,70 doch noch standen die Zugänge ungesichtet im Depot. Schindler wurde zunehmend mit wichtigeren Fragen betraut. Als Laie konnte er in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg unproblematischer in die Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie reisen und für den Orden tätig werden, so dass er Entlastung im Archiv benötigte. Zu seiner Hilfe wurde der Ordenspriester Marian Tumler, 1922 promovierter Historiker, 1923 nach Wien versetzt.71 Er schrieb über seine nun einsetzende Archivtätigkeit: Das Archiv-Depot war gefüllt mit Kisten. Dass sie Urkunden enthielten, wussten wir. Es mussten mehrere Tausend sein. Dr. Schindler hat vor der Arbeit gegraut, sie anzugehen. Ich machte mich darüber. Es waren etwa 9000 Stück.72 So verfasste Tumler, der 1933 die Archivleitung übernahm, bis 1937 eine Neuregestierung aller Urkunden als Zettelmanuskript, wobei er verständlicherweise für die bereits erfassten Urkunden die Edition Petteneggs heranzog. Er konnte diese Arbeit abschließen, bevor über den Orden nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 die Aufhebung durch die Nationalsozialisten und die damit verbundene Verbringung des Deutschordensarchivs ins Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien stattfand. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Orden mit seiner Wiederzulassung in Österreich auch sein Archiv zurück. Von einer befreundeten Hauptschuldirektorin, Margaretha Fischer, wurden die Regestenzettel Tumlers in säuberlicher Handschrift in DIN A 4-Lederbände übertragen, die Blätter jeweils einseitig beschrieben, um Ergänzungen Platz zu bieten.73 Diese 25 Bände bildeten seitdem das vielbenutzte Findbuch der Abteilung Urkunden.
In meiner eigenen Zeit als Archivleiter zwischen Klemens Wieser und Bernhard Demel hatte ich die Bedeutung dieses Findbuchs erkannt, vor allem auch deshalb, weil im allgemeinen Bewusstsein der interessierten Historiker der Urkundenfundus des Ordensarchivs in seinem Umfang nach wie vor mit dem Regestenwerk Petteneggs gleichgesetzt wurde. Doch erst 1984 gelang es mir, Tumlers Einverständnis zu bekommen, seine Regesten zu veröffentlichen; es war der zweite von außen kommende Versuch, den ersten während des "Dritten Reiches" hatte er abgewehrt.74 Er war sich der Probleme bewusst, die in der vorhandenen Form der Regestierung steckten. So hatte er in seinen Erinnerungen geschrieben: Urkunden vorschriftsmässig zu bearbeiten ist eine "Sauarbeit"; man muß 1. den Inhalt kurz und präzis niederschreiben; 2. alle vorkommenden Namen verzeichnen; 3. alle Besonderheiten vermerken. Orts- und Personennamen richtig herauszubekommen ist oft auch für Fachleute im Archivwesen nicht leicht und zeitraubend. Und mir fehlten Fachwissen und Zeit. So habe ich die stille Nachtzeit von 1933-1937 sehr weit geopfert und gearbeitet, so gut ich es zusammenbrachte... Es war eine historische Riesenarbeit und wäre sehr zur Ehre des Ordens, ja, wenn sie der Kritik standhielte.75 Auch wusste er, dass er durch die Übernahme der Petteneggschen Regesten bereits Probleme mitübernommen hatte; schließlich war ihm nicht unbekannt, dass Hochmeister Erzherzog Eugen 1911 den weiteren Verkauf des Werkes von Pettenegg wegen Fehlerhaftigkeit untersagt hatte.76 Die Vorbehalte vor der eigenen Arbeit galten für ihn auch 1984 noch. Doch er sah ebenfalls die Unmöglichkeit, ca. 12.000 Urkunden völlig neu nach den inzwischen vorliegenden Regeln der Urkundenregestierung zu erfassen.77 So wiederholte er, was bereits in seinen Erinnerungen stand: Jeder Benützer werde aufmerksam gemacht, daß er die Urkunden selbst einsehen müsse, da in meinem Regestenwerk viele Fehler seien. Anderseits galt wohl gleichermaßen seine seinerzeitige Überlegung: Daß ich persönlich auch nicht traurig gewesen wäre, in der wissenschaftlichen Welt einen Namen zu haben, will ich auch verraten.78 Wie unprätentiös er seine eigene Tätigkeit jedoch sah, mag seine Einleitung zu den handschriftlichen Regesten verdeutlichen, die er als Abschluss seiner Arbeit auf den 1. Mai 1937 datierte.
Die Zustimmung Tumlers, seine nur für den Archivgebrauch gedachten Regesten zu veröffentlichen, bedeutete Auftrag und Verpflichtung gleichermaßen. Das Vorhaben ist als Privatinitiative begonnen worden. Als am 1. März 1986 an der Universität Bonn der "Projektbereich Ostdeutsche Landesgeschichte" begründet werden konnte, ist es von dort aus weiterbetreut worden. Aufgrund der Bedeutung des Projekts hat die 1985 gegründete "Internationale Historische Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens" die Schirmherrschaft darüber übernommen und es in ihr offizielles Arbeitsprogramm aufgenommen. Die Einzelschritte der Erarbeitung wie auch die Editionsgrundsätze sind hier nicht darzustellen, das ist in der Einleitung des ersten Bandes geschehen.79 Inzwischen liegen zwei weitere Bände vor, womit der Mittelalterteil abgeschlossen ist.80
Dabei wurde eine aus der Ordensgeschichte resultierende Grenze gesetzt. Die ursprüngliche Planung bezog sich auf eine Zäsur 1525, den Zeitpunkt der Säkularisierung des Ordenslandes Preußen und des Übertritts des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg-Ansbach zum lutherischen Glauben. Da sich der preußische Einschnitt jedoch nicht in allen drei Ordenszweigen gleichermaßen widerspiegelt und außerdem ein Großteil der Urkunden aus dem deutschmeisterlichen Raum stammt, wählten wir den 24. Dezember - nach Ordensrechnung den letzten Tag des Jahres - 1526 als Zäsur: An jenem Tag legte Deutschmeister Dietrich von Cleen sein Amt nieder, es folgte Walter von Cronberg, der auch die Nachfolge in der Leitung des Gesamtordens antrat.81
Der zweite Teil soll die Jahre 1527 bis 1938 umfassen, bis zum Verbot des Deutschen Ordens durch die Nationalsozialisten und der Überführung des Archivs in das Österreichische Staatsarchiv. Dabei ist gleichzeitig der Forderung des Persönlichkeitsschutzes Rechnung getragen. Die Stücke des Tumlerschen "Urkundenbuches" sind für diese Zeit bereits elektronisch erfasst und befinden sich in der Korrekturphase.
Mit der Übernahme des Archivs durch P. Frank Bayard zum 1. Januar 2008 sollte das Archiv den Gegebenheiten der Zeit angepasst und ein Erfassung der Bibliothek und Übertragung der Findbücher in digitale Form angegangen werden. Als „Monasterium“ an das Zentralarchiv herantrat mit dem Angebot, die Urkunden zu digitalisieren, wurde dies gerne aufgegriffen, wohl wissend, damit der Vision einer größeren Bekanntheit und Offenheit dieses kostbaren Archivs einen Schritt näher gekommen zu sein und zudem einer breiten Schar von Wissenschaftlern und Interessierten den Zugang zu einzigartigen Dokumenten europäischer Geschichte wesentlich einfacher zu ermöglichen. Das hochmotivierte Team schaffte es innerhalb weniger Wochen, den gesamten Bestand der Urkunden und der Ahnentafeln in höchster Auflösung digital zu erfassen.
Möge die Online-Stellung des Bestandes der Urkunden des Deutschordens-Zentralarchivs zu neuen wissenschaftlichen Fragestellungen anregen und viele Historiker dazu bewegen sich mit der Geschichte eines Ordens zu beschäftigen, der seit mehr als 800 Jahren existiert und sich in Wandel der Zeiten bemüht hat und bemüht Nachfolge zu leben.
P. Dr. Beda Dudik OSB82 1854-1856/57
P. Leopold Nedopil OT83 1857-1883
P. Dr. Eduard Gaston Graf Pettenegg OT84 1857-1883
(gleichzeitig Kanzleileiter)
Leopold Beck-Widmannstetter85 1898-1903
Dr. Vinzenz Schindler86 1903-1932
P. Dr. Marian Tumler OT87 1933-1938
Dr. Paul Kletler88 1947-1961
P. Dr. Klemens Wieser OT89 1961-1968
Prof. P. Dr. Bernhard Demel OT 1969-2007
P. Dipl.Bw.(FH) MMag. Frank Bayard OT 2008-
1
Der erste Teil ist die gekürzte und überarbeitete Einleitung zu: Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten, nach dem Manuskript von Marian Tumler hg.v. Udo Arnold, Teilband I: 1122 - Januar 1313 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I = Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens 11/I), Marburg 2006; gleichzeitig erschien Mario Glauert, Von Akkon bis Königsberg. Das Archiv der Hochmeister des Deutschen Ordens, in: Preußens erstes Provinzialarchiv. Zur Erinnerung an die Gründung des Staatsarchivs Königsberg vor 200 Jahren, hg.v. Bernhart Jähnig und Jürgen Kloosterhuis (Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 29), Marburg 2006, S. 27-52. Der zweite Teil mit den projektbezogenen Angaben für diese Internetedition stammt von P. Frank Bayard.
2
Florent Cygler, Gert Melville, Jörg Oberste, Aspekte zur Verbindung von Organisation und Schriftlichkeit im Ordenswesen. Ein Vergleich zwischen den Zisterziensern und Cluniazensern des 12./13. Jahrhunderts, in: Viva vox und ratio scripta. Mündliche und schriftliche Kommunikationsformen im Mönchtum des Mittelalters, hg.v. Clemens K. Kaspar und Klaus Schreiner (Vita regularis 5), Münster 1997, S. 205-280, hier S. 205 f.
3
Vgl. zum Folgenden Elke Goez, Pragmatische Schriftlichkeit und Archivpflege der Zisterzienser. Ordenszentralismus und regionale Vielfalt, namentlich in Franken und Altbayern (1098-1525) (Vita regularis 17), Münster 2003, S. 3-7, Zitat S. 4 f.
4
Vgl. Die Statuten des Deutschen Ordens, hg.v. Max Perlbach, Halle 1890 (ND Hildesheim 1975) und unten Anm. 27.
5
Goez (wie Anm. 3), S. 7; vgl. ebd., S. 139-144.
6
Vgl. Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg.v. Udo Arnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 40 = Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens 6), Marburg 1998.
7
Tabulae Ordinis Theutonici, hg.v. Ernst Strehlke, Berlin 1869; neu hg. mit ausführlicher Einleitung zu Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Handschrift von Hans E. Mayer, Toronto 1975; der zugrunde liegende Codex stellt eine Sammlung von Abschriften dar und wurde am Ende des 14./zu Beginn des 15. Jahrhunderts angelegt. Vgl. zu den zisterziensischen Ansätzen seit Ende des 12., vor allem aber im 13. Jahrhundert Goez (wie Anm. 3), S. 219 f.
8
Typisches Beispiel für eine solche Mehrfachüberlieferung ist die Kanonisationsurkunde der hl. Elisabeth mit 11 erhaltenen Originalen (zwei davon im DOZA zu 1235, Mai 26 und Juni 7); vgl. Leo Santifaller, Zur Originalüberlieferung der Heiligsprechungsurkunde der Landgräfin Elisabeth von Thüringen, in: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Einzeldarstellungen, hg.v. Klemens Wieser (Festschrift zu Ehren Sr. Exzellenz P. Dr. Marian Tumler O.T. anläßlich seines 80. Geburtstages = Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 1), Bad Godesberg 1967, S. 73-88.
9
Vgl. Tabulae (wie Anm. 7), S. 77-80.
10
Hubert Houben, Friedrich II., der Deutsche Orden und die Burgen im Königreich Sizilien. Eine unbekannte Urkunde Honorius' III. von 1223, in: Deutsches Archiv 56, 2000, S. 585-591, hier S. 590.
11
Vgl. für die frühe Zeit Udo Arnold, Der Deutsche Orden zwischen Kaiser und Papst im 13. Jahrhundert, in: Die Ritterorden zwischen geistlicher und weltlicher Macht im Mittelalter, hg.v. Zenon Hubert Nowak (Ordines militares. Colloquia Torunensia historica V), Toru_ 1990, S. 57-70, hier S. 62-67; für die Jahrhundertwende ders., Konrad von Feuchtwangen, in: Preußenland 13, 1975, S. 2-34 (polnische Fassung: Konrad von Feuchtwangen, in: ders., Zakon krzyzacki z Ziemi Swietej nad Baltyk, Torun 1996, S. 60-101); ders., Deutschmeister Konrad von Feuchtwangen und die "preußische Partei" im Deutschen Orden am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts, in: Aspekte der Geschichte. Festschrift für Peter Gerrit Thielen zum 65. Geburtstag am 12. Dezember 1989, hg.v. dems. u.a., Göttingen 1990, S. 22-42, Wiederabdruck in: ders., Deutscher Orden und Preußenland. Ausgewählte Aufsätze anläßlich des 65. Geburtstages, hg.v. Bernhart Jähnig und Georg Michels (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 26), Marburg 2005, S. 187-206 (polnische Fassung: Mistrz niemiecki Konrad von Feuchtwangen i jego "stronnictwo pruskie" w zakonie krzyzackim pod koniec XIII i na poczatku XIV wieku, in: ders., Zakon krzyzacki - wie oben -, S. 102-129).
12
Wie Anm. 9.
13
Vgl. Hans Eberhard Mayer, Marseilles Levantehandel und ein akkonensisches Fälscheratelier des 13. Jahrhunderts (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 38), Tübingen 1972, S. 147-174.
14
Vgl. Arnold, Deutschmeister (wie Anm. 11), S. 25 mit Anm. 26; demnächst auch ders., Die Rolle der Stadt Akkon für den Deutschen Orden.
15
Das vermutet auch Kurt Forstreuter, Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg. Ein geschichtlicher Rückblick mit einer Übersicht über seine Bestände (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 3), Göttingen 1955, S. 11 f. Einzelnachweise fehlen uns.
16
Vgl. zuletzt Udo Arnold, Der Deutsche Orden und Venedig, in: Militia Sacra. Gli ordini militari tra Europa e Terrasanta, hg.v. Enzo Coli, Maria De Marco und Francesco Tommasi, Perugia 1994, S. 145-165.
17
Die Sakristei war auch bei den Zisterziensern ein üblicher Aufbewahrungsort; vgl. Goez (wie Anm. 3), S. 101.
18
Vgl. Riccardo Predelli, Le reliquie dell'Archivio dell'Ordine Teutonico in Venezia, in: Atti del Reale Istituto Veneto die Scienze, Lettere ed Arti 64, 1904/05, S. 1379-1455, hier S. 1380, Anm. 2.
19
Vgl. Max Hein, Ein Beitrag zur Geschichte des Ordensarchivs zu Venedig, in: Altpreußische Forschungen 8, 1931, S. 126-128; Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie 3/1, hg.v. Hans Koeppen (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 21), Göttingen 1966, Nr. 102, S. 232 f.
20
Vgl. zu diesem jüngeren Bestand Walther Hubatsch, Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens und Altpreußens in Venedig, in: Zeitschrift für Ostforschung 3, 1954, S. 261-263.
21
Vgl. Forstreuter (wie Anm. 15), S. 12-22.
22
Vgl. ebd., S. 34 sowie Glauert (wie Anm. 1), S. 48-50.
23
Beispiel eines noch bis heute erhaltenen Balleiarchivs bietet Utrecht. Da die Ballei sich 1637 definitiv vom Orden abspaltete, konnte sie infolge regionaler Begrenzung auf nur einen Staat ihre Eigenständigkeit und damit auch ihren Archivfundus weitgehend bewahren.
Bestandsübersicht in Regestenform: Philippus Johannes Cornelius Georg van Hinsbergen, Inventaris van het archief van de Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht 1200-1811, Utrecht 1955/1982.
Urkundenedition: J.J. de Geer tot Oudegein, Archieven der Ridderlijke Duitsche Orde, Balie van Utrecht, 2 Bde., Utrecht 1871; Siegeledition: J.H. De Vey Mestdagh/J.A. De Boo, Liber sigillorum. De zegels in het archief van de Ridderlijke Duitsche Orde, Balije van Utrecht, 1200-1811, 2 Bde., Utrecht 1995.
24
Axel Ehlers, Die Ablaßpraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 64), Marburg 2007.
25
Vgl. z.B. Klaus Neitmann, Zu den Handfestensammlungen des Deutschen Ordens in Preußen. Eine Untersuchung des Ordensfolianten 95, in: Archiv für Diplomatik 36, 1990, S. 187-220, bes. S. 215, 217; zum Parallelvorgang bei den fränkischen und altbayerischen Zisterzen im 14. und 15. Jahrhundert vgl. Goez (wie Anm. 3), S. 218 f.
26
Vgl. Glauert (wie Anm. 1), S. 32 mit Abb. 1 und 2.
27
Vgl. Alois Seiler, Horneck - Mergentheim - Ludwigsburg. Zur Überlieferungsgeschichte der Archive des Deutschen Ordens in Südwestdeutschland, in: Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg.v. Udo Arnold (Schriftenreihe Nordost-Archiv 19 [= Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 1]), Lüneburg 1980, S. 53-102, hier S. 56-60.
28
Vgl. Bernhard Demel, Mergentheim - Residenz des Deutschen Ordens (1525-1809), in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 34/35, 1975/76, S. 142-212, hier S. 166-169; Emil Raupp, Die Bautätigkeit des Deutschen Ordens in seiner ehemaligen Residenzstadt Mergentheim unter besonderer Berücksichtigung des Ordensschlosses (Mainfränkische Studien 9), Würzburg 1975, S. 83; Seiler (wie Anm. 27), S. 64.
29
Vgl. Seiler (wie Anm. 27), S. 61 f.
30
Druck des Beschlusses von 1671 in: Sammlung der neuesten Regeln, Statuten und Verwaltungsvorschriften des deutschen Ritterordens. 1606 bis 1839, Wien 1840, S. 122, beide Beschlüsse bei Karl H[einrich] Lampe, Die Auflösung des Deutschordenshauptarchives zu Mergentheim, in: Archivalische Zeitschrift 57, 1961, S. 66-130, hier S. 112.
31
Vgl. Seiler (wie Anm. 27), S. 65 f. Hier findet sich eine hervorragende Übersicht über die neuzeitliche Mergentheimer Archivgeschichte.
32
Vgl. Klaus Oldenhage, Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz als Hoch- und Deutschmeister (1780-1801) (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 34), Bad Godesberg 1969, S. 157-180.
33
Vgl. W[olfgang] Irtenkauf, Die Bibliothek des Deutschen Ordens in Mergentheim, Bad Mergentheim o.J., S. 13.
34
Vgl. Walter Jaroschka, Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22, 1976, S. 3-14, hier S. 7 f. Jaroschka hat die Beständerückführung vor allem der Urkunden vor 1401, die in München im Bestand "Ritterorden Urkunden" konzentriert waren, in die regional zuständigen Staatsarchive veranlasst; vgl. dazu Albrecht Liess, Geschichte der archivischen Beständebereinigung in Bayern, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 61/1, 1968, S. 123-145, hier S. 142 f.; am Beispiel Nürnberg Gerhard Rechter, Beständebereinigung in Franken, in: ebd., S. 165-177, hier S. 174-176. Nach dieser Wanderung aus Ellingen über Mergentheim und München nach Nürnberg (und in andere Archive) ist für die Deutschordensurkunden - und das gilt nicht nur für das Staatsarchiv Nürnberg - eine Regestenedition wie die vorliegende für das Deutschordenszentralarchiv Wien nicht nur sinnvoll, sondern eine gebotene Aufgabe.
35
Nach DOZA, Hs. 16 zitiert bei Lampe (wie Anm. 30), S. 69 f.
36
Vgl. Druck bei Lampe (wie Anm. 30), S. 74 f. und Seiler (wie Anm. 27), S. 54; vgl. auch ebd. S. 68.
37
Vgl. Lampe (wie Anm. 30); Seiler (wie Anm. 27), S. 69; dort auch zum Folgenden.
38
DOZA, Urk. zum Datum. Weitere Ausfertigungen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Abt. Staatskanzlei, Bestand Deutscher Orden, Karton 11 (für den Hinweis danke ich herzlich Herrn Georg Cox).
39
Vgl. die Briefe des Leiters der Ordenskanzlei Joseph Schön von 1827 und 1830 bei Lampe (wie Anm. 30), S. 124-126.
40
Vgl. Lampe (wie Anm. 30), S. 100 f.
41
Seiler (wie Anm. 27), S. 70.
42
Es war üblich, kirchlichen Institutionen einzelne Urkunden oder ganze Laden bzw. Kisten mit Schriftgut mit der Bitte um sichere Aufbewahrung zu übergeben, um sie damit vor Verlust zu schützen. Allein aus dem Urkundenbestand des DOZA kennen wir für das Mittelalter weitere sechs Vorgänge: 1425 Mai 2 hinterlegen der Erzbischof von Mainz und die Herren von Eppenstein den Kaufbrief zweier Schlösser "zum gegenseitigen Gebrauch" in der Kommende Frankfurt-Sachsenhausen; ebendort wurde vorübergehend ein Privileg der Stadt Löwen aufbewahrt, 1443 August 22 zurückgegeben; 1448 Januar 13 werden der Kommende Pfandschaftsurkunden wetterauischer Adeliger ebenfalls "zu gegenseitigem Gebrauch" zur Aufbewahrung übergeben; 1463 Mai 4 wird die ordnungsgemäße Rückgabe einer Brieflade, die der dortigen Kommende zur Aufbewahrung übergeben worden war, bestätigt; 1486 Juni 21 wird dem Mergentheimer Komtur die Rückgabe mehrerer, zur Verwahrung übergebener Kisten mit Briefen (Urkunden) bescheinigt; 1515 Februar 17 wird dem Mergentheimer Komtur ein Gleiches bestätigt.
Auch der Hochmeister nutzte das Instrument der Urkundenauslagerung zwecks Sicherung; so ließ er 111 wichtige Urkunden 1465 dem Domkapitel von Magdeburg überbringen, ähnliches war 1511 geplant; vgl. Glauert (wie Anm. 1), S. 49.
43
Eigentlich wurde lieber mit Transsumpten gearbeitet, um die Originale nicht zu gefährden; vgl. Erich Weise, Zur Diplomatik der Staatsverträge des Deutschen Ordens seit 1400, in: Altpreußische Forschungen 12, 1935, S. 218-231, hier S. 229 f. Einen entsprechenden Vorgang von 1421 vgl. in Berichte (wie Anm. 18), Nr. 71 und 85. Es musste schon einen sehr wichtigen Grund geben, Originale auf die Reise zu schicken. Glauert (wie Anm. 1), S. 39-41 weist darauf hin, dass der Hochmeister bei seinen Umritten in Preußen durchaus Privilegienabschriften und Teile seiner Registratur mit sich führte. Das war offenbar zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht anders; vgl. ebd., S. 50, 52.
44
Vgl. zum Folgenden Klemens Wieser, Das Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien, in: Preußenland 1, 1963, S. 9-19; ausführlicher in: Archivalische Zeitschrift 60, 1964, S. 131-152 (danach im Folgenden zitiert), hier S. 131-137. Nach Wieser eine gekürzte Übersicht bei Christel Soetemann, Das Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien, in: Nordost-Archiv 1, 1968, H. 4, S. 14-17. Auf Wieser stützt sich auch der kurze Anhang bei Bernhard Demel, Der Deutsche Orden in Vergangenheit und Gegenwart und die Bedeutung seines Archivs für die Geschichte von Mähren und Schlesien, in: Mährisch-Schlesische Heimat 16, 1971, S. 324-338 und 17, 1972, S. 47-59, hier S. 54, 56, 58 f.
An älteren Arbeiten sind heranzuziehen Beda Dudik, Der deutsche Ritterorden
nach seinen neuesten Bestimmungen, in: Österreichische Revue 4, 1866, H. 8,
S. 85-94; Ed[uard] Gaston Gf.v. Pettenegg in der Einleitung zu: Die Urkunden
des Deutsch-Ordens-Centralarchives zu Wien, hg.v. dems., Prag/Leipzig 1887,
S. IX-XII; Vinzenz Schindler, Der Deutsche Orden und sein Archiv in
Österreich, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine 1928, H. 7-9, Sp. 173-180; Lampe (wie Anm.
30), S.100-109.
In Polen bekanntgemacht wurde das Archiv durch
Marian Biskup, Centralne Archivum Zakonu Krzyzackiego w Wiedniu, in:
Przeglad historyczne 55, 1964, S. 78-83.
Einzelaspekte behandelt Klemens Wieser, Das Zentralarchiv des Deutschen Ordens und seine Bedeutung für die niederösterreichische Landesgeschichte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 36, 1964, S. 623-650 (mit Angabe von Einzelbeständen zum Thema); ders., Die Bedeutung des Zentralarchivs des Deutschen Ordens für die Landesgeschichte Schlesiens, in: Zeitschrift für Ostforschung 14, 1965, S. 455-464 (mit knappen Angaben von Einzelbeständen zum Thema).
45
Vgl. Friedrich Täubl, Der Deutsche Orden im Zeitalter Napoleons (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 4), Bonn 1966.
46
Vgl. Marian Tumler/Udo Arnold, Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, Bad Münstereifel 1992, S. 75-79; Udo Arnold, L'Ordine Teutonico - una viva realtà, Lana 2001, S. 75-84.
47
Johannes Voigt, Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland, Bd. 1, Berlin 1857 (ND Neustadt/Aisch 1991), S. IX.
48
Vgl. zu ihm Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1, Wien 1957, S. 201 f.; zuletzt Wolfgang Leesch, Die deutschen Archivare 1599-1945, Bd. 2: Biographisches Lexikon, München 1992, S. 128 f.; am besten Diemut Kastner, Erzherzog Maximilian und sein Kreis. Beiträge zur österreichischen Kulturgeschichte im 19. Jahrhundert, Diss. phil. masch. Wien 1964, S. 206-216.
49
DOZA, Archivwesen 6/19, Nr. 16; zitiert bei Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 133 und Kastner (wie Anm. 48), S. 207.
50
Vgl. Wieser (wie Anm. 44), S. 134-136 mit genauen Nachweisen sowie der Darstellung der räumlichen Entwicklung des Archivs; er korrigiert etliche ältere Angaben von Pettenegg, Schindler und Lampe. Eine noch genauere Übersicht über die Bestandsentwicklung bedarf weiterer Forschungen, z.B. mithilfe von Zusammenstellungen von Originalurkunden nichtösterreichischer Provenienz und zugehöriger Überlegungen, wie und wann sie nach Wien gekommen sein könnten, der Dorsalvermerke oder früher Drucknachweise.
51
Vgl. zu ihm und dem Weg der Archivalien Udo Arnold u.a., Ritter und Priester. Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Nordwesteuropa [Ausstellungskatalog], Alden Biesen 1992, S. 247-249; niederländische Ausgabe: Ridders en Priesters. Acht eeuwen Duitse Orde in Noordwest-Europa; Michel Van der Eycken, Inventaris van het archief van de balije Biesen van de Duitse Orde, Bd. 1 (Bijdragen tot de geschiedenis van de Duitse Orde in de balije Biesen 3a), Bilzen 1995, S. 49-51, 66 f.
52
Herausgeber des noch immer unentbehrlichen Codex diplomaticus Ordinis Sanctae Mariae Theutonicorum. Urkundenbuch des Deutschen Ordens, 2 Bde., Mainz 1845 und 1861. Im Zuge der Erarbeitung hatte Hennes Urkunden gesammelt und aufgekauft, u.a. die im zweiten Band seines Codex mit dem Lagerortnachweis "Antfeld" aufgelisteten. Letztere, 41 Stück, verkaufte er 1869 an den Orden; DOZA, Abt. Archivwesen zu 1869, Nr. 109 und 110. Wie Hennes die Stücke erworben hatte, ist unklar. Offenbar wurde der von Hennes erworbene Fundus von insgesamt etwa 80 Urkunden jedoch nicht unmittelbar eingearbeitet, denn Pettenegg hat diese Stücke in seinen Regesten 1887 noch nicht aufgenommen.
53
Vgl. Bernhard Demel, Zum Verkauf des Deutschen Hauses und der Deutschordenskirche zu Frankfurt-Sachsenhausen an die katholische Gemeinde in den Jahren 1880 bis 1881, in: Acht Jahrhunderte (wie Anm. 8), S. 535-546, bes. S. 545 f.
54
DOZA, V 527.
55
P. Hermann Wieser, * 1849, Priesterweihe 1877, Profess 1878, war Kurat, Spiritual der Deutschordensschwestern und Obmann des Ortsschulrats in Völlan/Südtirol; er starb am 28.9.1919. Er hatte 1903 dem Archiv Urkunden zu Studienzwecken entnommen und besaß selber sehr viele für den Orden wichtige Dokumente (Barnerth). Archivar Schindler bemühte sich viele Jahre vergeblich um Rückgabe der Urkunden. Der hochmeisterliche Rat Wilhelm Barnerth erreichte während einer im Auftrag des Hochmeisters durchgeführten Visitationsreise nach Tirol 1912 die Bereitschaft von P. Hermann, alle Dokumente dem Orden zu überlassen. Da sie in den Tumlerschen Regesten als Nachlaß Wieser bezeichnet sind, vermute ich deren Übergabe erst nach Wiesers Tod 1919; einen genauen Nachweis habe ich nicht finden können. Vgl. Rangsliste und Personalstatus des Deutschen Ritterordens für das Jahr 1912, Wien 1912, S. 31; Catalogus generalis Ordinis Teutonici 1924, Brünn o.J., S. 83; Schreiben Barnerths an Hochmeister Erzherzog Eugen v. 20.4. und 30.4.1912, DOZA, Hs. 499 N (Korrespondenz der Geh. Ordenskanzlei mit dem Hoch- und Deutschmeister 1897-1918).
Inhaltlich umfassen die Urkunden aus Wiesers Nachlass - also Stücke, die nicht bereits dem Ordensarchiv gehörten und nur entliehen waren - keine Ordensbezüge, sondern betreffen Südtiroler Lokalgeschichte, z.B. neben dem Ulten- auch aus dem Schnalstal.
56
Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 136.
57
Vgl. den Überblick bei Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 137-152.
58
Vgl. Pettenegg (wie Anm. 44), S. XIV.
59
Nach Abfassung des ersten Entwurfs dieser Einleitung und dessen Lektüre wurde die Abt. Utrecht von Prof. P. Dr. Bernhard Demel OT neu geordnet.
60
Pettenegg (wie Anm. 44), S. XV. Zusätzlich zu den Findbehelfen des Archivs existierte die alphabetisch nach Familienbetreffen geordnete Regestenedition des Ordenspriesters und -archivars (1857-1883) Leopold Nedopil, Deutsche Adelsproben aus dem Deutschen Ordens-Central-Archive, 3 Bde., Wien 1868, Supplementband 1881; vgl. über ihn Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 7, Wien 1978, S. 54 und Leesch (wie Anm. 48), S. 430.- Zu Pettenegg vgl. ebd., Bd. 8, 1983, S. 148 f.
61
Vgl. Anm. 44. Zu Wieser vgl. Udo Arnold, P. Dr. Klemens Wieser OT (1924-2003), in: Preußenland 43, 2005, S. 42 f.
62
Klemens Wieser, Die Bedeutung des Zentralarchivs des Deutschen Ordens für die Geschichte Schlesiens und Mährens. Ein Findbehelf zum schlesisch-mährischen Aktenbestand des Archivs (Quellen und Darstellungen zur schlesischen Geschichte 13), Würzburg 1967; ausführliche Besprechung von Rudolf Fitz, Archivalien zur Geschichte Schlesiens und Mährens im Zentralarchiv des Deutschen Ordens 1621-1939, in: Archivalische Zeitschrift 68, 1972, S. 134-138.
63
Klemens Wieser, Nordosteuropa und der Deutsche Orden. Kurzregesten, Bd. I (bis 1561) (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 17), Bonn-Bad Godesberg 1969; Bd. II (1562-Ende 18. Jh.) (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 27), 1972.
64
Bernhard Demel, Die Bestände des "Exercitium militare" und "Militaria" im Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49 (= Quellen zur Militärgeschichte. 200 Jahre Kriegsarchiv), 2001, S. 311-319 (Abdruck beider Findbücher im Anhang).
65
Walter Pillich, Die Typarsammlung des Deutschordensarchivs, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5, 1952, S. 363-400.
66
Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 138.
67
Siehe Anm. 44.
68
Die Nummern 48 bis 53 sind doppelt vorhanden, weshalb 436-441 ausgelassen wurden, um die Gesamtzahl wieder stimmig zu machen.
69
Vgl. Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 137. Druck des Vorworts in: Urkunden (wie Anm. 1), S. VII f.
70
Vinzenz Schindler, Regesten aus dem Zentralarchive des Deutschen Ritterordens zu Wien (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. I, Bd. IX), Wien 1921.
71
Vgl. Udo Arnold, Marian Tumler als Wissenschaftler, in: Deutscher Orden. Zeitschrift des Ordens für seine Brüder, Schwestern, Familiaren und Freunde 1987, H. 4, S. 29-32; ders., Marian Tumler, in: Hochmeister (wie Anm. 6), S. 326-332.
72
DOZA, Abt. HM 551, Memoiren; zitiert bei Arnold, Marian Tumler als Wissenschaftler (wie Anm. 71), S. 29.
73
Bereits 1937 begann Margaretha Fischer (1896-1971) mit der Reinschrift, die sie bis 1938, dem Zeitpunkt der Aufhebung des Ordens, bis Band 7 (1419, August 28 = Nr. 3076) in Sütterlinschrift fortgeführt hatte. Sie wurde am 18. oder 19. November 1954 als Familiarin aufgenommen und setzte die Reinschrift seit 1955 ab Band 8 in lateinischer Schrift fort, bis sie am 30.11.1961 den 25. Band abschließen konnte; vgl. die Vermerke in den einzelnen Bänden. Sie war Tumler bis zum Ende seiner Hochmeisterzeit 1970 behilflich als Redaktor der Familiaren-Bücher und -Urkunden; vgl. Catalogus Ordinis Teutonici 1970, o.O.u.J., S. 116 und 128; Gerard Müller, Die Familiaren des Deutschen Ordens (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 13), Marburg 1980, S. 243, Anm. 60.
74
DOZA, Abt. HM 551, Memoiren.
75
DOZA, Abt. HM 551, Memoiren; zitiert bei Arnold, Marian Tumler als Wissenschaftler (wie Anm. 71), S. 29 f.
76
Vgl. DOZA, Archivwesen 1911, Zl. 11, zitiert bei Wieser, Zentralarchiv (wie Anm. 44), S. 138, Anm. 38.
77
Vgl. Richtlinien für die Regestierung von Urkunden, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 101, 1965, S. 1-7; hierzu sei angemerkt, dass es sich um Richtlinien für das sog. Vollregest handelt, bei der Anm. 67 genannten Edition und den Folgebänden jedoch nur Kurzregesten gegeben werden können.
78
DOZA, Abt. HM 551, Memoiren; zitiert bei Arnold, Marian Tumler als Wissenschaftler (wie Anm. 71), S. 32.
79
Urkunden (wie Anm. 1), S. XXV-XXXIII.
80
Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten, nach dem Manuskript von Marian Tumler hg.v. Udo Arnold, Teilband II: Februar 1313 - November 1418; Teilband III: Dezember 1418 - Dezember 1526 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/II und III = Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens 11/II und III), Marburg 2007.
81
Vgl. Axel Herrmann, Der Deutsche Orden unter Walter von Cronberg (1525-1543). Zur Politik und Struktur des "Teutschen Adels Spitale" im Reformationszeitalter (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 35), Bonn 1974, bes. S. 33-51.
82
Zu ihm vgl. Anm. 48.
83
Zu ihm vgl. Anm. 60.
84
Zu ihm vgl. ebd.
85
Zu ihm vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd.1, Graz 1957, S. 63; Leesch (wie Anm. 48), S. 54.
86
Zu ihm vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 10, Wien 1994, S. 156; Leesch (wie Anm. 48), S. 529.
87
Zu ihm vgl. Anm. 71.
88
Zu ihm vgl. Leesch (wie Anm. 48), S. 315 f.
89
Zu ihm vgl. Anm. 61.